Zappa - zotiger Zampano

■ Hardway-Videos mit Frank Zappa / Ein Maestro im Modernes

„Die Leute wollen, daß ich Gitarre spiele und nicht so viel anderes Zeug mache, also spiele ich Gitarre für sie.“ Das stimmt gar nicht. Frank Zappa, mittlerweile knapp fünfzig, Italo-Amerikaner aus Maryland, ist ein Phänomen. Seit nunmehr 25 Jahren produziert dieser Mann Musik, so vielfältig, daß nicht einmal sechs Stunden Filmmaterial über sein Schaffen ausreichen.

Das Modernste war bis auf den letzten Platz gefüllt, und nur wenige verließen das Kino vor Abschluß des Marathon -Spektakels. Neuere Musikvideos, Live-Mitschnitte von Konzerten der 70er und 80er Jahre, Interviews und Fernsehshows, zeigten das Bild des ehemaligen enfant terrible und des arrivierten Rock-Künstlers.

Zum Beispiel die Geschichte mit dem Ausschuß: Da wollte eine Abgeordnete, Frau Toth, ein Gesetz in Maryland einbringen, um „schmutzige Rockmusik“ für immer verbieten zu lassen. FZ machte seine Aussage und sich lustig über die dröge Dame. Zu Zeiten, in denen ein erhobener Mittelfinger noch Gefängnis bedeu

ten konnte, und ein Bürgerschreck noch ein echter Rebell war, konfrontierte der freche Frank die keifende Deligierte mit ihrer eigenen Sexualität: „Was haben Sie eigentlich gegen geschlechtlichen Umgang?“ Die Dame verlor.

Danach wurde der berühmte Wachsfigurenfilm von 1974 gezeigt. Zwei Jahre später lief er im ZDF, just an dem Abend, als sich im anderen Kanal Wolf Biermann in Köln um seine damalige Staatsbürgerschaft sang - Zappa hat sich seitdem weiterentwickelt.

Der Mann ist ein Perfektionist, ein Souverän. Er transpiriert nicht, er verspricht sich nicht, er gebietet. 15 bis 20 000 ZuhörerInnen waren und sind bei seinen Auftritten keine Seltenheit, und er hat sie im Griff. Bis auf den kleinsten Piepser sind seine Kompositionen durcharrangiert. Die durchweg exzellenten MusikerInnen betrachtet er als seine Angestellten, „die gefälligst das zu spielen haben, was ich ihnen aufgebe.“ Die Filmausschnitte präsentierten allerdings nicht den unternehmerischen Despoten, sie stellten das künstlerische Genie

heraus. Kein Wunder: FZ produziert seine Filme weitgehend selbst.

Im abschließenden Drei-Stunden-Streifen Baby Snakes treibt er es auf die Spitze. Der Mitschnitt zweier Konzertabende ist mit geradezu irrwitzigen Trickfilmsequenzen unterlegt. Knetgummifiguren verändern sich mit einem Tempo in Monster, surreale Wesen und unüberschaubare Wuselszenen, daß dem Auge kein Moment derBesinnung bleibt. Dazu werden rührige Publikumsreaktionen eingeblendet: Anbetung des Meisters.Nur der Heiligenschein fehlt.

„You cant't do that on stage anymore“ - so der Titel einer der letzten Lps; die Überzeugung eines Profis, der nichts dem Zufall überläßt.

Als um zwei Uhr nachts der Hintern breitgesessen, die Ohren dick und der Kopf matschig waren, blieb die Erkenntnis, einem der perfektesten Performer des Showbiz auf die Finger geschaut zu haben. So einen Menschen gibt es im deutschsprachigen Raum nicht. Peter Alexander mal ausgenommen. COOL J.F