So nicht, meine Damen

Über die zweifelhafte Unterstützung der Frauen  ■ K O M M E N T A R

Die Frauensenatorin Anne Klein wird heute endlich der Öffentlichkeit erklären, was es mit ihrer Fliegerleidenschaft auf sich hat(te). Mit ihrer demonstrativen Wurstigkeit dem Thema gegenüber hat sie es sich in der letzten Woche mit vielen verdorben, die sie bisher gestützt haben und bereit waren, ihre politischen Versäumnisse verständnisvoll mit ihrer Unerfahrenheit zu entschuldigen. Bedingungslos unterstützt wird sie nur noch von denen, die sie ins Amt gehoben haben, dem feministischen Stall, aus dem sie kommt. Doch die tun ihr derzeit mit ihrer polemischen Solidarität keinen Gefallen.

Wer die parteiinterne moralische Kritik am Verhalten von Anne Klein von sich weist, macht es sich nicht nur zu einfach, er hat auch die Ziele der Partei nicht verstanden. Selbst wenn man zu dem Ergebnis kommt, daß sich das Amt der Senatorin und die Leidenschaft zur Fliegerei nicht beißen, diskutieren darüber muß erlaubt sein. Einen neuen Politikstil zu propagieren und zugleich die bedingungslose Solidarität der Altparteien einzufordern, paßt nicht zusammen.

Man mag von der „Pilotin“ Klein halten, was man will - eine gut eingefädelte politische Kampagne muß sie ernst nehmen. Durch ihre Ignoranz und Unachtsamkeit hat sie sich in eine mißliche Lage gebracht. Heute hat sie ihre letzte Chance, im Amt zu bleiben. Sie wird sich dabei Fragen gefallen lassen müssen, die sie eigentlich ohne Aufforderung schon letzte Woche hätte beantworten müssen. Doch sie scheint sich ihrer öffentlichen Funktion nicht bewußt zu sein, und auch nicht dem Recht, das die Öffentlichkeit ihr gegenüber hat. Sollte sich herausstellen, daß sie nicht die volle Wahrheit gesagt hat, muß sie gehen. Das Glücksspiel ist für sich allein kein Rücktrittsgrund - nicht die Wahrheit zu sagen, aber in jedem Fall.

Brigitte Fehrle