Eine Lektion für den Ku-Klux-Klan?

Sieben Klan-Führer müssen bei schwarzer Bürgerrechtsorganisation in die Schule gehen  ■  Aus Washington Stefan Schaaf

Es sei ein „historischer Moment“. Zu diesen pathetischen Worten griff Dr.Joseph Lowery, Präsident der in den fünfziger Jahren von Martin Luther King Jr. gegründeten Bürgerrechtsorganisation „Southern Christian Leadership Conference“ (SCLC). Was er meinte? „Der Präsident einer der Gewaltlosigkeit verschriebenen Organisation wird dem Führer des Ku-Klux-Klan in Alabama gegenüberstehen und ihm Dr. Kings Botschaft der Liebe übermitteln.“ Historisch kann man das in der Tat nennen: Seit Jahrzehnten operiert die weißberobte Rassistenorganisation gegen die afroamerikanischen US-Bürger. Schwarze wurden ermordet und mit Gewalt und Einschüchterung verfolgt, da sie für den Ku -Klux-Klan „minderwertige Menschen“ sind. Erst die schwarze Bürgerrechtsbewegung der fünfziger und sechziger Jahre führte zu einem Macht- und Legitimitätsverlust der Rassisten.

Das Treffen zwischen Dr.Lowery und sieben Klan-Führern ist das in der Geschichte der US-amerikanischen Rassenbeziehungen beispiellose Ergebnis eines Gerichtsverfahrens. Ein Bundesrichter in Huntsville/ Alabama billigte es als Teil einer gütlichen Einigung beider Parteien, der der Klan nur zustimmte, um einen teuren Gerichtsprozeß und hohe Geldbußen zu vermeiden. Zehn Klan -Mitglieder waren angeklagt, vor zehn Jahren einen Marsch von Bürgerrechtlern in Alabama angegriffen zu haben. Dabei waren mehrere Menschen verletzt worden. Das FBI hatte die Schuldigen zunächst nicht ermitteln können, erst ein Zivilprozeß der Juristenorganisation „Southern Poverty Law Center“ erbrachte Beweise sowie die Identität der Schuldigen.

Und was wird nun die Botschaft der Liebe sein? SCLC -Präsident Lowery wird gegen Ende des Jahres - unter Ausschluß der Medien, wie er bekräftigte - zwei einstündige Diskussionsrunden mit den Angeklagten führen, in denen er diese „nicht erniedrigen, sondern erlösen“ will. Seine Gegenüber sind allerdings nicht sonderlich erpicht auf derlei Erlösung. Von „erzwungener Gehirnwäsche“ redet etwa James Farrands, seines Zeichens „Imperial Wizard of the Invisible Empire“, einer von etwa sechzig heute in den USA aktiven Klan-Gruppen.

In einer Fernsehdebatte mit Lowery bekräftigte er seine Überzeugung, daß „Schwarze minderwertig“ seien. Sein Mitangeklagter Roger Handley, gleichfalls führendes Mitglied des Klans: Er werde an dem Kurs teilnehmen, „aber mit denselben Ansichten hinausmarschieren, mit denen ich hineingegangen bin“. Er fügte hinzu, daß er im Gegenteil hoffe, wichtige Informationen zu erhalten, für die er später „Verwendung“ haben könnte.