Giftfrachter „Oostzee“ in schwerem Wetter

■ Der entladene Quarzsand enthält doch Epichlorhydrin / Hafenarbeiter klagen über „schlechten Geschmack im Mund“

Berlin (dpa/ap/taz) - Der in der Elbmündung bei Brunsbüttel liegende holländische Giftfrachter 'Oostzee‘ ist am Montag erneut in schweres Wetter geraten. Ein Nordweststurm mit Böen um Windstärke zehn und vier Meter hohe Wellen machten vorläufig alle Hoffnungen auf eine zügige Bergung der beschädigten, mit hochgiftigem Epichlorhydrin gefüllten Giftfässer zunichte. Eine zweite Schreckensmeldung warf am Montagnachmittag ein bezeichnendes Licht auf die offiziellen Entwarnungsmeldungen: Das Itzehoher Gewerbeaufsichtsamt stoppte im Brunsbütteler Hafen die Löschung des von dem Giftfrachter geborgenen Quarzsandes. Zuvor hatte ein Beamter Epichlorhydrin-Konzentrationen „weit über dem zulässigen Grenzwert“ festgestellt.

Der Beamte klagte nach den Messungen ebenso über schlechten Geschmack im Mund und einen trockenen Hals wie bereits zuvor acht Hafenarbeiter, die den Sand umgeladen hatten. Die Männer sollten nach Angaben der Hafen-Betriebsleitung umgehend ärztlich untersucht werden. Noch am vergangenen Samstag hatte ein unabhängiger Gutachter den Quarzsand für „unbedenklich“ erklärt. Die Sprecherin des Kieler Wirtschaftsministeriums Ursula Mundkowski-Bek erklärte gegenüber der taz, es sei „offensichtlich eine Unregelmäßigkeit vorgekommen“. Als Sofortmaßnahme wurde der Quarzsand abgedeckt.

Der Brunsbütteler Hafenkapitän Horst Dietze kündigte eine Sitzung des Krisenstabs an, in deren Verlauf möglicherweise auch über einen weniger gefährdeten Liegeplatz der 'Oostzee‘ für die weiteren Bergungsarbeiten entschieden werden sollte. Der Frachter sei bereits während der vergangenen Tage „am Anker etwas vertrieben“ und habe dabei eine Schute gerammt, erklärte Dietze.

Die Giftfässer seien inzwischen so gesichert, daß sie nicht mehr verrutschen und leckschlagen könnten, beruhigte Dietze am Montag. Noch am Sonntag hatte er mitgeteilt, daß es den Bergungsmannschaften bisher nicht gelungen sei, „den unteren Laderaum vollständig einzusehen und dort die Schäden abzuschätzen“. Im Unterdeck sind etwa 2.500 der insgesamt 4.000 Fässer mit Epichlorhydrin verstaut.

Bis zur Unterbrechung der Bergungsarbeiten am Sonntagabend waren an Bord der 'Oostzee‘ insgesamt zwölf der mindestens 120 beschädigten Fässer in luftdichte Überfässer verpackt worden. Die ursprünglich vorgesehene Umladung der gesicherten Fässer auf die Fähre „Elbclearing“ wurde wegen des Sturm verschoben.

gero/big