: WHO-Mitarbeiter zum Totschweigen der Aids-Mordfälle verdonnert
Genf (taz) Weil die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach wie vor Berichte über Hunderte von Morden an Aidskranken (siehe taz von gestern) strikt unter Verschluß hält, droht ein Konflikt mit dem Menschenrechtszentrum der UNO. Dessen Sekretär John Pace erklärte gestern gegenüber der taz, die für die Erfassung und Beobachtung von Menschenrechtsverletzungen zuständige UN-Einrichtung habe immer noch „keinerlei die Mordfälle in Brasilien, Sudan, Haiti und Thailand betreffenden Informationen von der WHO erhalten“.
Der Direktor der Aidsabteilung der WHO, Jonathan Mann, hatte am Montag das Vorliegen entsprechender Berichte bestätigt. Sie seien jedoch „umgehend an das Menschenrechtszentrum weitergeleitet worden“. Ein Mitarbeiter der WHO erklärte dagegen gestern, die Berichte seien nach wie vor in Manns Besitz. WHO-Mitarbeiter seien nach den ersten Presseveröffentlichungen über die Angelegenheit inzwischen zu „striktem Stillschweigen verdonnert worden“. Der bei der WHO für Menschenrechtsfragen zuständigen Ärztin Dr. Katharina Tomasevski droht inzwischen die Kündigung. Sie hatte vergangene Woche Journalisten über die Berichte informiert, in denen über Morde an Aidskranken gesprochen wird.
Andreas Zumach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen