Vogel Strauß

Die AL trägt die Verantwortung für die angeschlagene Senatorin  ■ K O M M E N T A R

Die AL hat die Akten zum „Fall Pilotin Klein“ geschlossen. Das Kapitel „Senatorin Klein“ aber ist damit auf die Tagesordnung gekommen. Bislang hatte es die Liste mit einer schwachen Politikerin zu tun, jetzt ist Anne Klein eine angeschlagene Senatorin. Kritik an ihrer Politik haben in den vier Monaten Rot-Grün viele geübt, häufig hinter vorgehaltener Hand. Doch die Bürde, die ihr die Partei mit der „neuen Frauenpolitik“ aufgeladen hat, wollte bislang keiner mit ihr tragen.

Wer sie bei der Mitgliederversammlung im März gewählt hat, wußte, daß sie im politischen Geschäft unerfahren ist. Ihre Kandidatur kam kurzfristig, vorgeschlagen wurde sie von einer kleinen Gruppe von Frauen aus der FrauenfrAktion. Sie ließ sich mehrfach bitten. Und die Mehrheit für sie war knapp. Eine Senatorin auf diese Weise in den Ring zu schicken, gibt Verantwortung auf. Denjenigen, die sie gewählt haben und denjenigen, die das verbale Postulat zum Profil der Partei in der Frauenpolitik ernst nehmen. Seit Mittwoch abend aber ist die ganze Partei gefragt. All denjenigen, die sich so eindeutig hinter sie gestellt, sie im Amt gehalten haben, müssen wissen, daß das nicht genügt.

Als in Hessen Joschka Fischer zum ersten grünen Umweltminister gewählt wurde, beschäftigte das die ganze Republik. Anne Klein, die erste grüne Frauensenatorin ist kaum ein Thema. Sie selbst kann an der Profillosigkeit des Ressorts offenbar nichts ändern. Doch das berechtigt die Partei nicht, resigniert die Hände in den Schoß zu legen jetzt ist Programm und Power gefragt. Der Vogel Strauß AL muß den Kopf aus dem Sand nehmen.

Brigitte Fehrle