Opfer rechter Politik-betr.: "Parteien, hört die Signale", taz vom 27.7.89

betr.: „Parteien, hört die Signale“, taz vom 27.7.89

Dem Kommentar von Erich Kuby stimme ich zu. (...) Zu dieser Thematik kamen mir einige Gedanken: (...)

1. Ohnmachtsgefühle. Kleine Leute können nichts bewirken. „Die da oben machen ja doch, was sie wollen.“ Wieder einmal wird deshalb zurückgegriffen auf „starke Männer“, die alles versprechen.

2. Elternhaus und Schule gehen vielen jungen Leuten nicht schnell genug (oder überhaupt nicht! d.S.) das notwendige Selbstbewußtsein, das befähigt nachzudenken und entsprechende Entscheidungen genau abzuwägen.

3. Der von oben vorgegebene „leichte“ Weg wird angenommen, nämlich Feindbilder innerhalb der Bevölkerung zu finden, der sie entzweit und schwächt.

4. Nicht erkannt wird, daß Ausländer, Asylanten, Umsiedler, Aussiedler usw. alles Verbraucher sind, die durch ihren Bedarf Arbeit schaffen, wenn sie entsprechend behandelt werden. (...)

5. Die großen Konzerne und Banken üben durch Konkurrenzdenken (...) und Angst vor Arbeitslosigkeit Druck auf Arbeiter und Angestellte aus; die im Inland erwirtschafteten hohen Gewinne nutzen erstere weiterzurationalisieren, dadurch Arbeitskräfte abzubauen, oder verlagern ganze Betriebszweige in die 3.Welt, wo billige Arbeitskräfte billige Importe ermöglichen, so noch mehr Arbeitsplätze gefährden (...) usw. Diese Tatsachen werden nicht genügend berücksichtigt; die wahren Verursacher von Arbeitslosigkeit und Krisen werden nicht erkannt.

6. Die Erfahrung mit rechten (faschistischen) Regimes wird zu wenig genutzt. (...)

7. Export von Rüstung in die 3.Welt bewirkt ein Steckenbleiben dieser Völker in der Unterentwicklung (Iran, Irak).

(...) Im 2.Weltkrieg sind sechs Millionen junge deutsche Soldaten umgekommen, zusätzlich über eine Million KZ- und Bombenopfer. Zum Vergleich: Es gab 1933 sechs Millionen Arbeitslose. - Wenn junge Leute ihre eigene Rolle in dieser rechten Politik erkennen, nämlich als Opfer, sind sie oft verblüfft. Ich meine, gezielte Argumente einzusetzen findet Gehör, wenn auch in zäher Kleinarbeit.

Lore Gossen, Gelsenkirchen