Giftschiff „Oostzee“ mit neuen Problemen

■ 21 leckgeschlagene Giftfässer sind geborgen / Ein neuer Standort für den Rest der Operation? / Bergung unter Druck

Brunsbüttel (dpa/taz) - Die Bergungsmannschaft an Bord des niederländischen Giftfrachters „Oostzee“ hat bis gestern mittag fast 100 beschädigte und 21 leckgeschlagene Fässer mit der gefährlichen Chemikalie Epichlorhydrin verpackt. Die Fässer sind in gasdichte Stahlcontainer umgeladen und auf die Pier gehievt worden. Die Arbeiter waren zuversichtlich, daß bis gestern abend alle demolierten Fässer aus dem Zwischendeck des Frachters geräumt sind. Nach Angaben des Staatssekretärs Thomas vom Kieler Wirtschaftsministerium habe sich im Zwischendeck, wo 1.500 der insgesamt 4.000 Fässer gestapelt waren, ein „Bild des Grauens“ geboten.

Die geborgenen Fässer werden zunächst auf einer Transport -Schute verladen und am heutigen Freitag zur Entsorgung zum Chemie-Konzern Dow-Chemical gebracht, wo sich der Kreis wieder schließt. Dieselbe Firma hatte in den USA das Epichlorhydrin produziert und auf die lange Reise nach Leningrad geschickt. Die unbeschädigten Fässer sollen an Bord bleiben und „neu und sicher“ verstaut werden.

Die Bergungsaktion war gestern zusätzlich unter Druck geraten, weil die „Oostzee“ einem Tanker Platz machen sollte. Zunächst war angekündigt worden, daß die Bergungsarbeiten unterbrochen werden. Das Tankschiff traf dann aber später ein und wurde zunächst in Wartestellung gehalten. Am Abend sollte die „Oostzee“ dann ihren Platz an der Pier räumen.

Der durch die Epichlorhydrin-Dämpfe vergiftete Sand im Brunsbütteler Hafen ist entgegen den Anordnungen der Hafenpolizei nicht abgedeckt worden. Die vom Hafen-Kapitän Dietze unterzeichnete Verfügung war dem Wirtschaftsministerium „nicht bekannt“. Die Panne ist jetzt nachträglich beseitigt worden.

Im Laufe des Donnerstags wurde die Abdeckung von der Brunsbütteler Feuerwehr angebracht. Unterdessen ist nach wie vor unklar, wie gefährlich die Abbau-Produkte des Epichlorhydrin sind, mit dem der Sand verseucht ist. Das Kieler Wirtschaftsministerium erklärte gestern, daß Chemiker nach wie vor an der Klärung dieser Frage arbeiten. Ein Befund liege noch nicht vor.

Der Krisenstab wird diese Woche nochmals zusammentreten, um über die vollständige Entsorgung des Giftschiffes zu beraten. An Bord des Frachters befinden sich noch Stauholz, Zink und andere Materialen, die ebenfalls mit Epichlorhydrin belastet sind. Unter Beteiligung der Seeberufsgenossenschaft soll dann entschieden werden, ob die „Oostzee“ für den Abschluß der Entsorgungsarbeiten möglicherweise wieder an einen anderen Ort geschleppt wird.

-man