Mompers Apfelsinen

■ Der Regierende darf den Hafen in Bremen wieder betreten / Eintrittsverbot wegen jugendlichem Apfelsinenklau aufgehoben

Sozialdemokraten aus Bremen und Berlin haben in einer konzertierten Aktion dazu beigetragen, das Sommerloch zu füllen. Denn Walter Momper, nach eigenem Bekenntnis im zarten Alter von 16 Jahren beim „Apfelsinenklau“ im Bremer Hafen erwischt und zur Strafe mit lebenslangem Hafenverbot belegt, darf die Häfen der Hansestadt nun wieder ganz legal betreten. Bremens oberster Zöllner, der Chef der Oberfinanzdirektion Joachim Treu hob das Verbot jetzt in Gedichtform auf.

Treus Behörde hatte auf einen 'Spiegel'-Bericht hin eine „Anzahl ernsthafter Anfragen gekriegt“. In den Zollakten fand sich allerdings kein Vermerk über die Jugendsünde des in Bremen aufgewachsenen Berliner Regierungschefs. Treu ließ nun dichten: „Als erster Zöllner hier in Bremen will ich es deshalb auf mich nehmen, auf diesem Wege, dem formellen, die Ampeln nun auf Grün zu stellen, damit Herr Momper, frei von Last, als gern gesehener Bremer Gast sich an den Häfen, auch den neuen, so richtig wieder kann erfreuen“.

Momper (44) hatte laut 'Spiegel‘ seine Jugendsünde jüngst am Rande der Berliner Ausstellungseröffnung „Die Bremischen Häfen“ bekannt. 1961 sei er erwischt worden, als er sich gerade die Taschen mit Orangen vollstopfte, die in einem Lagerschuppen aus einem aufgeplatzten Netz quollen. Bremens Hafensenator Konrad Kunick (SPD) bot daraufhin an, den Parteifreund notfalls mit dem eigenen Dienstwagen in den Hafen chauffieren zu lassen.

Kunick mußte sich allerdings von Bremens Oberzöllner nun ebenfalls in Versform - belehren lassen, daß er dabei „leider nicht bedachte, daß das, was einst das Zollamt machte, selbst ein Senator irgendwann nicht unter Beifall kippen kann“.

taz/dpa