FROM COAST TO COAST

■ Autokauf in den USA

Als Alternative zu Greyhound-Pässen, Air-Pässen und zum Trampen, von Mietwagen ganz zu schweigen, bietet sich für die USA der Kauf eines eigenen Autos an. Dies kann eine überraschend billige Angelegenheit sein, sind erst einmal eine Reihe von bürokratischen Klippen umschifft.

Autopreise sind in der Regel an der Ostküste günstiger als an der Westküste. Gute Chancen, ein Reisegefährt zu finden, besteht in den Jugendherbergen, Jugend- und Studentenhotels in den größeren Städten. An deren Schwarzen Brettern sind immer einige kurzfristig zu verkaufende Autos inseriert. An der Westküste bewegen sich die Preise um die 600 bis 800 Dollar, an der Ostküste ab 300 bis 600 Dollar. Dabei handelt es sich in der Regel um US-amerikanische Gebrauchtwagen, machmal auch Camping-Busse, die schon durch die Hände von mehreren USA-Besuchern gegangen sind. Je nach Kaufpreis haben die Vorbesitzer auch noch die ein oder andere Reparatur vornehmen lassen.

Den AutorInnen ist es gelungen, im New Yorker YMCA einen zehn Jahre alten AMC-Kombi für ganze 250 Dollar zu ergattern, der günstig im Verbrauch war, zwei Personen ausreichend Schlafplatz bot, wenn es abends zu spät fürs Zeltaufbauen wurde, und der uns 8.000 Meilen Coast to Coast durch die sengende Sonne der Wüste von Nevada und über einen 3.600 Meter hohen Pass im Rocky Mountains National Park brachte. Erst als wir nach acht Wochen den Pazifik erreichten, machten sich Zahnradgeräusche bemerkbar: Die Servolenkung ging kaputt, voraussichtliche Reparaturkosten um die 400 Dollar. Doch für die restlichen paar Tage ging es auch ohne Servolenkung. Wermutstropen: Mit dem Schaden war der Wiederverkaufswert rapide gesunken. Den Wagen mußten wir schließlich in San Diego verschenken. Immerhin: 250 Dollar verfahren andere Touristen in einer Woche an Mietgebühren bei Hertz und Konsorten.

Besser, als in den Metropolen zu den Händlern zu gehen, ist es, sich ein Greyhound-Ticket für einen zweistündigen Bus -Trip aus New York City - oder wie die Stadt gerade heißt hinaus zu kaufen und sich in den Provinzstädten und Dörfern von Upstate New York, Pennsylvania oder Illinois nach einem örtlichen Mechanikus und Autobastler umzusehen. Da es in den USA keinen TÜV gibt, sind in den Kleingaragen am Straßenrand nicht selten Straßenkreuzer für 100 bis 200 Dollar zu ergattern. Für einen Zweimonatstrip dürfte bei diesem Preis das Risiko, daß an dem Wagen etwas Schwerwiegendes kaputtgeht, durchaus tragbar sein.

Wichtigstes Papier beim Autokauf und für die anschließende Neuanmeldung ist der „title“, die Besitzurkunde für den Wagen. KäuferIn und VerkäuferIn tragen sich darin ein. In einigen Staaten der USA ist es notwendig, daß der Wechsel der BesitzerIn notariell beglaubigt wird. Dazu ist nicht unbedingt das Siegel von RechtsanwältInnen notwendig. Auch in einigen Banken kann die Urkunde beglaubigt werden oder sogar in Drugstores. Manche DrogistInnen sind amtlicherseits als „notary public“ zugelassen. Ihre Gebühr beträgt ein Prozent des vereinbarten Kaufpreises.

Die dickste Hürde für amerikanische AutobesitzerInnen deutscher Nationalität ist die Versicherung. In den USA eine fast überall gesetzlich vorgeschriebene Versicherung abzuschließen ist nur über Umwege möglich. In der Regel schließen die Versicherungen nur Verträge über ein Jahr mit dementsprechender Vorauszahlung ab. Dies kann die Reisekasse über Gebühr belasten. Es gehört schon eine aufwendige Suche dazu, einen Versicherungsmakler zu finden, der sich auf monatlich oder vierteljährliche Zahlungsweise einläßt. Dann ist es aber schon notwendig, ihm gegenüber eine einheimische Adresse anzugeben und als Zweck des Aufenthaltes dann auch noch etwas von einem Gaststudium zu murmeln. Nicht selten verlangt der Versicherungsmakler sogar die Vorlage eines amerikanischen Führerscheins.

Normalerweise reicht für die USA ein in der BRD ausgestellter Internationaler Führerschein (Paßfoto und eine geringe Gebühr, kaum Wartezeit bei der bundesdeutschen Führerscheinstelle) aus. Ein amerikanischer Führerschein ist aber auch kein Problem: 20 Fragen im Multiple-Choice -Verfahren. Im Gegensatz zur BRD ist immer nur eine Antwort richtig. 75 Prozent der Fragen müssen richtig beantwortet werden. Fragen nach der Genehmigungszeit von Spikes-Reifen in Missouri müssen nicht unbedingt gewußt werden, wenn man bei anderen Fragen wenigstens von Feet in Meter umrechnen kann und sich an europäische Verkehrsregeln erinnert. Anschließend die praktische Prüfung im Wagen, den der Prüfling ganz selbstverständlich mitgebracht haben muß. Wer sich auch hierbei ganz streng an den Buchstaben des Gesetzes hält, wie weiland bei der deutschen Fahrprüfung (Achtung: nicht wie als gewohnheitsmäßiger Autofahrer beim Linksabbiegen mitten in die Kreuzung fahren, sondern erst dann, „wenn man die Fahrbahn gefahrlos vor Ende der Grünphase überqueren kann“), der kann eine Stunde nach Betreten des Prüfbüros seine Fleppe in der Hand halten.

Wer all diese Hürden umgehen will, für den gibt es nur eine Versicherungsgesellschaft: „American Underwriters“. Diese Gesellschaft schließt auch kurzfristige Versicherungsverträge mit Touristen ab. Allerdings ist dafür nur das New Yorker Büro der Firma zuständig. Um also langfristige Briefwechsel oder teure Telefonate zu vermeiden, sollte man gleich in New York persönlich bei dieser Firma vorbeigehen.

Anhaltspunkt für die Kosten einer Versicherungspolice: ca. 120 Dollar für ein halbes Jahr. Darin ist auch der Versicherungsschutz in Canada abgedeckt, für Mexiko dagegen nur in den seltensten Fällen. Für den südlichen Nachbarn muß man beim Grenzübertritt eine Zusatzversicherung abschließen. Zahlreiche geschäftstüchtige Makler in unmittelbarer Grenznähe sind dabei behilflich.

Der Sprit kostet in den USA zwischen 0,70 und einem Dollar für eine amerikanische Gallone (ca. 50 Pfennige pro Liter), in Canada etwa 0,45 Can-Dollar (ca. 75 Pfennige) pro Liter. Öl kann man gleich kartonweise kaufen zu etwa 0,80 US-Dollar pro Quarter-Flasche (ca. 0,9 Liter). Ein Vorrat empfiehlt sich immer, weil die meisten Motoren doch einen sehr hohen Ölverbrauch haben.

Jürgen Bischoff/Ilona Kalmbach