Köln: Brandstiftung im Böll-Haus?

■ Feuerwehrleute glauben an Brandstiftung / Kölner Szene ist geschockt / Geldsammlung für die „Sozialistische Selbsthilfe Köln“ / Die drei Opfer hatten keine Chance

Köln (taz) - Der Brand in einem Wohnhaus der „Sozialistischen Selbsthilfe Köln“, bei dem drei Menschen ums Leben kamen, beruht wahrscheinlich auf einer Brandstiftung. Am Tatort eingesetzte Feuerwehrleute gingen am Freitag in inoffiziellen Gesprächen davon aus, daß ein „Brandbeschleuniger“ eingesetzt worden sein müsse.

Die offiziellen Untersuchungen dauern an. Ein definitives Ergebnis erwartet die Staatsanwaltschaft in Köln Anfang nächster Woche. Die „rasante Brandausbreitung“ und der Brandherd sprechen nach Einschätzung der vor Ort eingesetzten Beamten für ein Verbrechen.

Das vollständig zerstörte Haus war der SSK von Heinrich Böll geschenkt worden. Der Brand ist in der Nacht zum Donnerstag gegen 2 Uhr offenbar unmittelbar hinter der Eingangstür entfacht worden und hat sofort das hölzerne Treppenhaus in Flammen gesetzt. Dadurch saßen die neun Personen, die in den Obergeschossen schliefen, in der Falle. Nur die vier im Erdgeschoß schlafenden Personen konnten sich durch die Fenster in Sicherheit bringen. Sechs Personen holte die Feuerwehr unverletzt aus dem brennenden Gebäude. Für zwei Männer, beide Mitglieder des SSK, kam jede Hilfe zu spät. Ein 22 Monate altes Kind starb im Krankenhaus.

Auf ein Möbellager des SSK waren schon in der Vergangenheit zwei Brandanschläge verübt worden. In Köln wurden jeweils politische Hintergründe vermutet.

In den Reihen der Selbsthilfe, die in Köln seit 1978 eine feste Institution nicht nur der Szene ist, herrschte am Freitag Trauer, Ratlosigkeit und Wut. Wie es weitergehen kann, soll am Wochenende diskutiert werden. Schon am Donnerstag abend war in einigen Kölner Kneipen eine erste Spendenaktion angelaufen.

Walter Jakobs

Spendenkonto: Sozialistische Selbsthilfe Köln, Stadtsparkasse Köln, Kontonummer: 1008 392 704, BLZ 370 50198, Stichwort: Brandhilfe