LEUTE VON HEUTE: Hans-Joachim Kohl / Wolfgang Templin / Adam Michnik / Günther von Lojewski / Wolfgang Seifert / Horst Schättle / Herbert Karras

Jedes Jahr, zwischen Ende Juli und Ende August, wenn der Sirius nahe zur Sonne rückt und am Sternenhimmel der „Große Hund“ erscheint, finden bei uns auf der Erde die „Hundstage“ statt. Den Einfluß dieser stellaren Konstellation bekam jetzt der SPD-Abgeordnete Hans-Joachim Kohl (51) am eigenen Bein zu spüren: Ein Hund undefinierbarer Rasse biß den Abgeordneten in der Kreuzberger Wilhelmstraße so kräftig in die Wade, daß Kohl die Tierfänger alarmierte und den Hund in Gewahrsam nehmen ließ. Hoffentlich weiß Kohl den Hundebiß zu würdigen: Nach alter Überlieferung sind solche Vorfälle, die sich während der Hundstage ereignen, verschlüsselte Botschaften der Außerirdischen.

Restlos begeistert kehrte DDR-Dissident Wolfgang Templin von seiner dreiwöchigen Rundreise durch die Sowjetunion, Polen und Ungarn zurück. Dort hatte er viele Oppositionelle getroffen, die „vor kurzem noch im Gefängnis saßen und heute im Parlament“. Es mag an der mangelnden Übung im eigenen Land gelegen haben - Templin jedenfalls tat sich schwer mit der neuen Rolle als staatlich anerkannter Oppositionspolitiker. Zum Treffen mit dem polnischen Abgeordneten und Herausgeber der Oppositionszeitung Adam Michnik erschien Templin jedenfalls mit kurzen Hosen und den unverwechselbaren DDR-Einheitssandalen (EVP 7,50Mark). Die Folge: der Sejm-Pförtner verweigerte dem unziemlich gekleideten Oppositionspolitiker strikt den Zutritt zum polnischen Parlament. Adam Mischnik mußte nach draußen kommen, das Gespräch mit dem DDR-Kollegen fand in profanerer Umgebung statt.

Mehr arbeiten und sparen, sparen, sparen, war die Parole, die Bayernimport Günther von Lojewski als neuer SFB -Intendant seinen Mitarbeitern ausgab. Doch das neue SFB -Leitmotiv scheint nicht für alle im Sender Gültigkeit zu haben. Während die Redaktionen für nächstes Jahr mit Etatkürzungen rechnen, ist in den oberen Etagen des Funkhaus Selbstbedienung angesagt: Hörfunkdirektor Dr. Wolfgang Seifert etwa, der in der intendantlosen Zeit bis zur Amtsübernahme Lojewskis zuweilen Intendantenaufgaben übernommen hatte und dafür eine Extraprämie bekam, hatte sich offenbar so an die Zulage gewöhnt, daß er sich jetzt vom Verwaltungsrat eine Verlängerung dieser Extrazahlungen genehmigen ließ. Im SFB wird die Zulage als „Hörerschwundprämie“ bezeichnet, denn Seifert hatte - als Verantwortlicher für die Programmreform - dem Sender zum jüngsten, drastischen Hörerschwund verholfen. Weitere News aus dem SFB-Flurfunk: auch der technische Direktor Herbert Wolff bekommt mehr Geld, ebenso wie der neue vom ZDF kommende TV-Chef Horst Schättle, der mit rund 200.000 Mark pro Jahr gut 13.000 Mark mehr bezieht als sein Vorgänger. Und der neue Hörfunksendeleiter, wie Lojewski ein Bayernimport, wird ebenfalls um rund 1.000 Mark monatlich über Tarif bezahlt, während man seinen Mitbewerbern aus dem SFB Tariflohn angeboten hatte. Vorläufig letzte Meldung der hausinternen Flurnachrichten: Für Lojewskis Projekt eines Vorabendprogramms soll eine zusätzliche hochdotierte Chefstelle eingerichtet werden, so daß neben Stadtgespräch -Chef Herbert Karras und einem neuen Abendschauchef eine dritte Chefstelle den SFB noch weiter in die roten Zahlen treiben wird. Der Redakteursausschuß hat protestiert; Marianne macht Sparvorschläge: die ersatzlose Streichung der SFB-Presseabteilung. Man könnte - ohne Effektivitätsverlust

-einen billigen Anrufbeantworter anschaffen. Dauertext: „Keine Auskunft, keine Auskunft, keine Auskunft...“, meint

Marianne