„Eng zusammenrücken“

■ Nur 3.005 wollten Saisonauftakt im Olympiastadion sehen / 3:1 (2:1)-Arbeitssieg für Blau-Weiß nach 90Minuten Langeweile / Schumm: „Wir sind zufrieden“

Beim 3:1 (2:1)-Sieg von Blau-Weiß90 Berlin über den SC Freiburg paßten sich 22 Gladiatoren mit ihrem planlosen Sommergekicke von Beginn an der trostlosen Zuschauerzahl im Olympiastadion an. Lediglich Freiburgs Mittelfeldregisseur Marek Majka sorgte bei den 3.005 vereinsamten Zuschauern im Stadion für ungläubiges Staunen, als er in der zweiten Spielminute mit einem herrlichen Freistoßtreffer für die Führung der Südbadener sorgte.

Danach das gewohnte Bild eines niveaulosen und langweiligen Zweitligaspiels: ein kopflos anrennender Gastgeber, der die Heimpremiere des neuen Trainers auf keinen Fall vermasseln wollte, und ein Gast, der sich im Ballhalten und Zurückpassen übte. Darüberhinaus zahlreiche Fouls, die allesamt mit versöhnlichen Zärtlichkeiten unter Fußballern endeten, und eine Flut von Fehlpässen im Mittelfeld, die Garant dafür waren, daß sich auch die getreuesten Blau-Weiß -Anhänger nicht von ihren Sitzen zu erheben brauchten. Demzufolge verdankten die Jungs aus Mariendorf den Ausgleichstreffer denn auch nicht ihrem eigenen Können, sondern einem Blackout des Freiburger Abwehrstrategen Marsing, der Blau-Weiß-Stürmer Wilbois im eigenen Strafraum umrempelte, obwohl sein Torhüter Hartenbach den Schuß von Schlumberger bereits abgewehrt hatte. Brefort bedankte sich mit einem plaziert geschossenen Strafstoß zum 1:1 in der 17.Minute.

Im Anschluß daran machte Blau-Weiß endlich etwas mehr Druck und kam auch zu einigen Torchancen, die Holzer (28.) und Schlumberger (30., 32.) allerdings nicht zu nutzen wußten. So ließ die 2:1-Führung für Blau-Weiß so lange auf sich warten, bis die Gäste wieder etwas nachhalfen: Libero Schulz beantwortete eine scharfe Hereingabe mit einem Schlag in die Luft, so daß Wilbois freistehend nur noch einzuschieben brauchte.

In der zweiten Halbzeit wurde dann ziemlich schnell deutlich, daß auch der Pausentee die müden Krieger nicht auf Trab bringen konnte. Freiburgs Bemühungen um den Ausgleichstreffer wirkten kläglich, und als Pfahler zum zehnten Mal einen Querschläger fabriziert hatte, wollte im Olympiastadion endgültig niemand mehr an ein spannendes und interessantes Zweitligaspiel glauben.

Für die Entscheidung des Spiels mußte denn auch bezeichnenderweise Schiedsrichter Prengel aus Düsseldorf sorgen, als er den Unglücksraben Pfahler im Mittelfeld im Stile eines Rugby-Spielers umrannte. Den verloren gegangenen Ball angelten sich die Berliner zum Konter, den Holzer zum 3:1-Endstand (64.) abschloß.

Neu-Berliner und Blau-Weiß-Coach Bernd Schumm sprach am Ende grinsend von einem „durch pressing erfolgreichen Tandem Wilbois - Adler“ (?!), während Freiburgs Trainer Köstner mit Leidensmine von „schweren Zeiten“ faselte und die Weisheit von sich gab: „In Zukunft müssen wir eng zusammenrücken.“

Dies sei auch dem Anhang von Blau-Weiß geraten, denn im Geisterhaus Olympiastadion kann man leicht das Fürchten lernen.

Joachim Goll

BLAU-WEISS 90: Gehrke - Schmidt - Levy, Holzer, Haller Kutschera, Brefort, Schlumberger, Schlegel - Wilbois (80. Motzke), Adler (80. Dinauer).

SC FREIBURG: Hartenbach - Schulz - Maier, Marsing, Schweizer (74. Janz) - Pfahler, Zeyer, Majka, Bernhard - Moutas (62. Mammana), Dumm.