Algerien vermittelt in der Geiselfrage

■ Botschafter Algeriens in Beirut auf Wunsch der US-Regierung als Unterhändler tätig / Diplomatische Bemühungen dauern an / Vorbedingung von Hizbollah: Freilassung von Scheich Obeid

Beirut (afp) - Bei den Bemühungen um einen Austausch westlicher Geiseln im Libanon gegen Gefangene in Israel ist ein neuer Akteur auf den Plan getreten: Algerien, das auf Wunsch der USA eine Vermittlerrolle übernommen hat. Federführender Unterhändler ist der algerische Botschafter Khalid Hasnaui in Beirut.

Nach ersten Gesprächen vor Ort zeigte Hasnaui sich am Samstag optimistisch und erklärte, eine globale Regelung bahne sich an, da auf internationaler und regionaler Ebene eine neue Haltung des gegenseitigen Verständnisses deutlich werde. Er versuche, die Geiseln freizubekommen oder zumindest die Ermordung weiterer Geiseln zu verhindern. Der Botschafter bestätigte, daß ein Mitglied des algerischen Geheimdienstes im Auftrag von Präsident Chadli Bendjedid in die Krisenregion entsandt worden sei. Algerien hat wiederholt in Krisensituationen eine vermittelnde Rolle gespielt, beispielsweise bei der Freilassung der 52 US -Geiseln in der Teheraner Botschaft.

Optimistisch zeigte sich auch UNO-Sondergesandter Marrack Goulding am Samstag bei seiner Ankunft in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Er hatte im Libanon mehrtägige Gespräche mit verschiedenen Schiitenführern geführt, um das Schicksal des entführten amerikanischen UNO-Soldaten William Higgins aufzuklären. Er lobte die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und äußerte sich positiv über die Sympathiekundgebungen während seiner bisherigen Bemühungen.

Weniger Anlaß zum Optimismus bot die Hizbollah-Bewegung, die sich für nicht zuständig in der Geiselfrage erklärte. Nach Ansicht von Beobachtern könnte dies die Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch zwischen Israel und den libanesischen Geiselnehmern erschweren. Hizbollah gilt als eine Art Dachorganisation für verschiedene radikale schiitische Gruppierungen, darunter auch die Entführer der 16 westlichen Geiseln im Libanon.

Hizbollah teilte in einem am Samstag in Beirut verbreiteten Kommunique außerdem mit, Israel müsse begreifen, daß die Entführung des schiitischen Geistlichen Scheich Abdel Karim Obeid jeden möglichen Weg zu einem Gefangenenaustausch versperrt habe. Obeid müsse zuerst freigelassen werden.

Während Hizbollah Israel zum Handeln aufforderte, erwartete die israelische Regierung am Wochenende weiter, von den schiitischen Entführern des Amerikaners Joseph Cicippio der „Revolutionären Gerechtigkeitsorganisation“ - eine Liste mit den Namen der Libanesen und Palästinenser zu erhalten, die es im Austausch freilassen soll. Ministerpräsident Jizchak Schamir hatte am Freitag abend erklärt, Israel erwarte „konkrete Vorschläge“ für einen Gefangenenaustausch.