Die Intifada bestimmte den Fatah-Kongreß

■ Palästinenser aus den besetzten Gebieten wurden in die Führungsgremien der größten PLO-Organisation nominiert / Arafats Linie einhellig gebilligt / Namibiaplan als Vorbild für Wahlen in besetzten Gebieten / Symbolische Goldreserve für palästinensische Währung

Tunis (afp) - Wie sehr der fünfte Kongreß der Palästinenserorganisation Al Fatah in Tunis unter dem Vorzeichen der Intifada in den besetzten Gebieten stand, zeigte eine Entscheidung von Montag abend: Dem Zentralkomitee und dem Revolutionsrat der größten Partei des Dachverbands PLO werden künftig per Nominierung Palästinenser aus der Westbank und dem Gaza-Streifen angehören. Wie viele Palästinenser aus den besetzten Gebieten für die Gremien ernannt werden sollten, wurde nicht bekannt. Aus Sicherheitsgründen ist es unwahrscheinlich, daß die Namen veröffentlicht werden.

Ungeachtet zum Teil lebhafter Debatten um die Politik des PLO-Vorsitzenden sowie organisatorischer Fragen wurde Yassir Arafat am Dienstag einstimmig in das neugeschaffene Amt des ZK-Präsidenten gewählt. Die rund 1.200 Delegierten unterstützten in ihrer politischen Schlußresolution die gemäßigten Entscheidungen des PLO-Exilparlaments vom November 1988, die die Gründung eines unabhängigen Palästinenserstaats an der Seite Israels vorsieht. In der Resolution ist auch die Rede von einem „Dialog mit den fortschrittlichen israelischen Kräften und jeder Partei, die eine Verwirklichung der Rechte des palästinensischen Volkes befürwortet“.

Der Text bekräftigt „einstimmig die völlige Ablehnung des Schamir-Plans“, der Wahlen und eine Art Autonomie in den besetzten Gebieten vorsieht. Dieses Vorhaben sei „nicht akzeptabel, denn es schreibt fest, daß die Wahlen im Schatten der Okkupation stattfinden“. Laut dem Fatah-Kongreß muß „jede Wählerbefragung in den besetzten Gebieten frei sein und in einer demokratischen Atmosphäre stattfinden“. Sie müsse „nach einem israelischen Abzug aus den besetzten Gebieten unter Oberaufsicht der Vereinten Nationen entsprechend dem namibischen Beispiel“ ablaufen.

Am Dienstag nachmittag standen die Wahlen zu den verschiedenen Führungsgremien der Organisation auf der Tagesordnung. Wegen Meinungsverschiedenheiten über die Zusammensetzung des Zentralkomitees war der Kongreß verlängert worden. Hintergrund der organisatorischen Fragen ist das Bestreben, die Führungsstruktur von Al Fatah zu demokratisieren.

Die Delegierten zeigten auch Sinn für Symbolik, die bekanntermaßen in der Politik eine wichtige Rolle spielt: Arafat forderte den Kongreß auf, eine Goldreserve zu bilden, die den Grundstock für eine eigene Währung, das Palästinensische Pfund, abgeben soll. Die Delegierten stimmten dem umgehend zu und beschlossen, daß jedes Mitglied die Kampagne durch die Spende eines Rings oder eines Goldstücks unterstützen solle.