Greenpeace droht

■ Die Umweltorganisation will vor Gericht, wenn die Oostzee ausläuft / Schiff ist weder betriebsfähig noch seetüchtig

Berlin (taz) - Greenpeace drohte gestern den für die Sicherheit der Oostzee verantwortlichen Behörden strafrechtliche Schritte an, falls der Giftdampfer nach Holland geschickt würde. Das Schiff sei weder betriebsfähig noch seetüchtig, erklärte der Greenpeace-Chemiker Klaus Lanz. Der Zustand im Laderaum sei völlig ungeklärt, es haben nur stichprobenartige Überprüfungen des Unterdecks stattgefunden. „Es stellt sich die Frage, ob die Oostzee überhaupt noch als Transportmittel anzusehen ist oder als schwimmender Sondermüll.“ Würden die Behörden der Fahrt nach Holland zustimmen, verstießen sie gegen das internationale Abkommen über die Hafenstaatenkontrolle, wonach die Behörden verpflichtet sind, alle Umweltgefährdungen auszuschließen, bevor ein Schiff ausläuft. „Welche Vorkehrungen sind getroffen, sollte das Schiff auslaufen?“ fragte Greenpeace und setzte für die Antwort ein Ultimatum bis gestern abend.

Nach der anfänglichen Kooperation zwischen Greenpeace und den Behörden kommt es jetzt, wie gehabt, zur Konfrontation. Denn der schleswig-holsteinische Umweltminister Berndt Heydemann hält die Entsorgung in den Niederlanden für sinnvoller. Voraussichtlich am Donnerstag soll das Schiff nach Schätzungen der Bergungsfirma auslaufen. Heydemann glaubt, die Entsorgung könne möglicherweise Monate dauern und erfordere technische Einrichtungen, über die Brunsbüttel nicht verfüge. Außerdem liege der Hafen in der Nähe des ökologisch empfindlichen Wattenmeeres und der Fremdenverkehrsorte. Bereits eine Konzentration von wenigen Milligramm Epichlorhydrin pro Liter kann Fische töten.

Wieland Giebel