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Welthandelszentrum am Luna-Park?

■ Gleich drei internationale Investoren bemühen sich gegenwärtig um den Bau von „World Trade Center“ oder Ost-West-Handelszentrum / Am aussichtsreichsten scheint die Bebauung der Brachfläche am Lützowplatz zu sein / Auch neuer Plan für den Kreuzberger Moritzplatz

West-Berlin scheint als Finanz- und Wirtschaftskapitale auch mit einer rot-grünen Regierung attraktiv zu sein. Die Lage zwischen Ost und West macht's möglich. Gleich drei Handels und Finanzzentren geistern als Projekt derzeit durch die Halbstadt, wie der Sprecher des Wirtschaftssenats erklärte. Schon länger im Gespräch sind die Überlegungen für ein sogenanntes „World Trade and Finance Centre“ (WTC). Als Standort für dieses Projekt war unter anderem das Lenne -Dreieck am Potsdamer Platz ins Auge gefaßt. Derzeit wird anscheinend ein anderes Gelände, das sogenannte Klinghöfer -Dreieck am Lützowufer, favorisiert. Betreiber dieses Bauvorhabens soll auch die Berliner Baufirma „Held und Franke AG“ sein.

Konkurrenz könnte dem WTC ein anderes Ost-West -Handelszentrum machen, daß ein privater Investor, der Münchener Jürgen Scherf mit seiner „Scherf Baulandentwicklung GmbH“, erreichen will. Scherf möchte gern am Moritzplatz ein deutsch-sowjetisches Handelszentrum mit dem Namen „Trading and Communication Center“ (TCC) bauen. Als dritter, so war aus dem Wirtschaftssenat zu hören, soll ein weiterer Investor aus den USA seinen Hut in den Ring geworfen haben. Er würde gern am Potsdamer Platz ein weiteres „Weltwirtschaftliches Zentrum“ bauen.

Am konkretesten sind die Pläne für das WTC am Lützowufer. Auf der staubigen Freifläche zwischen Klinghöfer- und Stühlerstraße, die gelegentlich als Zirkus- und Rummelplatz genutzt wird, könnte demnächst eine kombinierte Gewerbe -/Wohnanlage entstehen. Die Chancen dafür, so war sowohl aus der Wirtschaftsverwaltung als auch beim Umweltsenat zu hören, stehen nicht schlecht. Auch der Bezirk Tiergarten würde, wie Baustadtrat Porath (SPD) erklärte, eine derartige Bebauung des Klinghöfer-Dreiecks begrüßen. „Es dürfen nur nicht zu viele Wohnungen werden“, so Porath, da in dem Gebiet entsprechende Infrastruktureinrichtungen wie Kitas oder Schulen fehlen würden. Derzeit würde im Hause Schreyer eine Vorlage vorbereitet, die im Herbst vorgestellt werde.

Etwas anders sieht die Lage am Moritzplatz aus: Die Umgestaltung des Moritzplatzes wird derzeit im Rahmen eines vom Bundesbauministerium geförderten Modellvorhabens zum ökologischen Stadtbau geplant. Für das ehemalige Wertheim -Gelände, auf dem Scherf gerne sein neues Handelszentrum bauen möchte, ist dort derzeit ein nach ökologischen Prinzipien gebauter Gewerbehof vorgesehen. „Wenn das Projekt diesen Voraussetzungen entspricht, dann wird es natürlich auch in Betracht gezogen“, erklärte ein Sprecher Umweltverwaltung. „Was wir am Moritzplatz wollen, ist Leben und keine Sitzriesen mit Aktenköfferchen.“ Ein konkreter Antrag von Scherf läge derzeit noch nicht vor. Um das Gelände bemühe sich derzeit nur ein anderer Investor, eine Berliner Lebensversicherung.

-guth

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