Vor Ausländerhaß gewarnt

■ Amoklauf des Asylbewerbers nicht zum Ausländerhaß benutzen

Berlin (dpa/taz) - Nach dem blutigen Amoklauf eines liberianischen Asylbewerbers in der Stuttgarter Innenstadt plädierten gestern Politiker und Polizei dafür, die Tat nicht zur Stimmungsmache gegen Ausländer zu mißbrauchen. Wie berichtet, hatte der 46jährige Flüchtling aus Liberia nach einer Auseinandersetzung mit Fahrscheinkontrolleuren zwei Polizisten erstochen und mehrere schwer verletzt. Er selber wurde am Tatort erschossen.

Das Stuttgarter Innenministerium mahnte gestern, die Bluttat dürfe nicht zum Anlaß von Verallgemeinerungen und Ausländerfeindlichkeit genommen werden. Man müsse jetzt über eine stärkere Eigensicherung der Polizei nachdenken. Auch der Stuttgarter Polizeipräsident Haas erklärte, „im ohnmächtigen Zorn“ dürfe niemand Asylbewerbern oder Ausländern die Schuld an der Tat zuweisen“. Der Sprecher der Gewerkschaft Polizei (GdP), Hermann Lutz, meinte in einem Interview mit der 'Stuttgarter Zeitung‘: „Hier hat ein Mensch sich so verhalten, wie wir es einfach von einem Menschen nicht erwarten. Das kann nicht nur bei einem Ausländer, sondern auch bei einem Deutschen passieren. Belege dafür gibt es genug.“ Auch ein schärferes Asylrecht hätte die blutige Tat nicht verhindert. Würden Personen- und Verkehrskontrollen zukünftig streng nach den Grundsätzen der Eigensicherung der Polizeibeamten durchgeführt, „hätten wir den Polizeistaat“, erklärte Lutz.

Ganz anders gebärdete sich gestern die Deutsche Polizeigewerkschaft in Berlin, eine Fachgewerkschaft im Deutschen Beamtenbund. Ihr Vorsitzender Franke machte die „Wankelmütigkeit der Politiker“ und eine „verfehlte Asylpolitik“ für die „Morde an den beiden Polizeikollegen“ verantwortlich.

Auch der CSU-Generalsekretär Erwin Huber nutzte den tödlichen Amoklauf in Stuttgart, um seine Forderung nach einer Verschärfung der Asyl- und Abschiebepraxis zu erneuern.

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