Kolumbiens Killer wollen kandidieren

Rechte Todesschwadronen geben Gründung einer politischen Partei bekannt / Neugegründete MORENA will den Präsidentschaftskandidaten der Liberalen mit 250.000 Stimmen unterstützen  ■  Aus Bogota Ciro Krauthausen

Die Ankündigung rechter Todesschwadronen, eine Partei zu gründen und 1990 an den Wahlen teilzunehmen, hat in Kolumbien heftige Diskussionen ausgelöst. Auf einer Kundgebung am vergangenen Sonntag in der Kleinstadt Yakopi hatte der „Verband der Viehzüchter und Landwirte des Magdalena Medio“ (ACDEQAM) die Gründung einer „Bewegung zur Nationalen Wiederherstellung“ (MORENA) bekanntgegeben. Wiederholt war ACDEQAM in der jüngsten Vergangenheit vom kolumbianischen Geheimdienst DAS beschuldigt worden, den „schmutzigen Krieg“ gegen die linke Opposition in Kolumbien angezettelt zu haben und von der Kokainmafia finanziert zu werden.

„Diese Bewegung ist eine barbarische, neofaschistische Ausgeburt, die kein Recht auf Legitimität besitzt, da sie für die Morde an linken Politikern verantwortlich ist“, erklärte ein Sprecher der Union Patriotica, einer Linkspartei, aus deren Reihen seit ihrer Gründung 1985 über 800 Mitglieder von rechtsradikalen Killern ermordet worden sind.

Nach der Veröffentlichung des DAS-Berichts über die Machenschaften der Bewegung waren gegen die Führung ACDEQAMs und gegen den ehemaligen Bürgermeister Puerto Boyacas, Luis Alfredo Rubio, Haftbefehle erlassen worden. Sie wurden beschuldigt, die Todesschwadronen organisiert zu haben. Verhaftungen sind bisher noch nicht vorgenommen worden.

MORENA will im März 1990 an Kommunal- und Provinzwahlen teilnehmen. In über 40 Gemeinden, so ACDEQAM-Sekretär Ivan Roberto Duque, habe die Partei gute Aussichten, den Bürgermeister zu stellen. Tatsächlich hat ACDEQAM schon heute ein halbes Dutzend Bürgermeisterämter in der Hand allerdings im Namen der regierenden Liberalen Partei. MORENA, so Duque, werde bei den ebenfalls im März 1990 stattfindenden Präsidentschaftswahlen dem möglichen Kandidaten der Liberalen, Hernan Duran Dussan, rund 250.000 Stimmen zuschanzen. Duran Dussan, der bei dem Gerangel um die Präsidentschaftskandidatur gut im Rennen liegt, freute sich vor laufenden Fernsehkameras händereibend über die Unterstützung der Killer - „nur die Waffen, die sollten sie schon niederlegen“.

Aber selbst die Entwaffnung der MORENA ist zweifelhaft; einer ihrer Führer, Armando Valencia Ruiz, stellte bereits eines klar: „Wenn die Guerilla nicht mit Wahlen besiegt werden kann, wird MORENA ihr mit Gewehren den Garaus machen.“