Schneller als die Polizei erlaubt

■ Polizei und Umweltverwaltung erwarten von Verkehrssenator Wagner ein Verbot der „Waterbikes“ / Anwohner, Badende und Wassersportler sind wütend auf die flitzenden Krachmacher / Die Wasserschutzpolizei fühlt sich hilflos

Die Werbetexter der Firma Kawasaki preisen sie an als „the hottest sensation on the water“, doch viele Berliner empfinden sie als die schlimmste Plage seit der Erfindung des Zweitaktmotors.

Die Rede ist von den sogenannten „waterbikes“, schwimmenden Motorrädern, die mit bis zu 70 Sachen über das Wasser sausen und dabei nicht nur einen höllischen Lärm erzeugen, sondern auch eine gewaltige Bugwelle hinter sich lassen. „Die Dinger können gar nicht langsam fahren“, weiß Hauptkommissar Manfred Lux von der Wasserschutzpolizei. Erst ab 25 Stundenkilometern aufwärts haben die keilförmigen Geschosse genug Auftrieb. Sonst verlieren die Fahrer, die ihre Geräte halb stehend, halb kniend lenken, leicht ihr Gleichgewicht und kippen samt Bike ins Wasser.

Höchstens 30 bis 40 der Krachmacher, die auch unter den Namen „Jetski“ oder „Wetbike“ im Handel sind, treiben auf den Berliner Gewässern ihr Unwesen, schätzen Senat und Polizei. Aber, so Senatsrat Klaus-Jürgen Delhaes, „schon ein einziges läßt die Kaffeetassen erzittern“. Das, findet Delhaes, ist „das Tragische“.

Zehn Beschwerdebriefe landen täglich auf dem Tisch von Delhaes, der als Abteilungsleiter in der Senatsumweltverwaltung für den Gewässerschutz zuständig ist. Die AL-geführte Umweltbehörde hat jetzt Verkehrssenator Wagner (SPD) und die Wasserschutzpolizei „dringend gebeten, dort mal einzugreifen“. Delhaes, in seiner Freizeit Kanadierfahrer, hat vor wenigen Wochen selbst beobachtet, wie sich zwei Waterbike-Fahrer nahe dem „Großen Fenster“ ein Wettrennen lieferten. Ein Polizeiboot, so die Beobachtung von Delhaes, habe in der Nähe gelegen, doch die Besatzung habe sich „um nichts gekümmert“.

Dieser Vorwurf bringt Wasserschutzpolizist Manfred Lux auf die Palme. „Ein Polizeiboot“, so die Klage des Kommissars, „ist überhaupt nicht in der Lage, die Geschwindigkeit dieser Geräte zu erreichen, ohne daß das Boot dabei einen Flurschaden von 100.000 Mark anrichtet.“ Oft sei es nicht einmal möglich, die Registriernummer der Lärmtorpedos zu notieren, weil die Fahrer es versäumt hätten, ihr Bike beim Einwohneramt anzumelden.

Lux muß überdies „die Klinge zurückkreuzen“: Im letzten Herbst hatte die Polizei sich an die Umweltverwaltung mit der Bitte gewandt, gegen die Krachmacher etwas zu unternehmen. Die Wasserschutzpolizei hätte sich schon für die diesjährige Saison „klare Verhältnisse“ gewünscht. Doch von der Umweltverwaltung sei sie im Herbst mit dem Hinweis abgespeist worden, bei den Problemen mit den Bikes, da handele es sich um „Einzelfälle“. Jetzt drückt die Wasserschutzpolizei schon mal ein Auge zu, wenn die Waterbikes in der Uferzone zu schnell fahren - sie können ja nicht anders. „Solange der Verkehrssenator sich nicht dazu durchringt, ein Verbot zu erlassen“, will Lux auf diese Weise weiterverfahren.

„An ein Verbot will der Verkehrssenator nicht ran“, glaubt Senatsrat Delhaes. Genauer: Wagner ringt noch mit sich. Wagners Abteilungsleiter Günter Harthun betrachtet die Waterbikes zwar als „ein schlimmes Ärgernis“. Zunächst müsse aber geprüft werden, ob ein Verbot rechtlich überhaupt möglich wäre. In diesem Jahr wird es mit dem Verbot, geht es nach Wagners Behörde, nichts mehr werden. Innerhalb einer Wassersportsaison sollte man das nicht erlassen, meint Harthun. Es sei sonst „etwas schwierig mit der Akzeptanz“.

hmt