Klaus Töpfer: Tragischer Held

■ Der Bundesatomminister muß im Januar gegen Oskar Lafontaine antreten

Klaus Töpfer wird es tausendmal wiederholen und natürlich wird ihm niemand glauben - er selbst eingeschlossen: Der Wahlgang im Saarland sei kein Probelauf für die Bundestagswahl im Herbst. Tatsächlich steht am Abend des 28.Januar 1990 die Kür des Kanzlerkandidaten der SPD auf dem Programm. Ohne Oskar Lafontaine als möglichen Spitzenkandidaten für Bonn gäbe es auch keinen CDU -Spitzenkandidaten Klaus Töpfer für Saarbrücken. Wie selten zuvor bei einer Landtagswahl wird sich das Interesse der Republik - das Wahlvolk an der Saar eingeschlossen - auf die bundespolitische Dimension konzentrieren.

Für den Bundesumweltminister bleibt bei dieser Inszenierung bestenfalls die Rolle des tragischen Helden. Denn ausgerechnet Bundeskanzler Kohl, der seinen sich sträubenden Unterling mit gar nicht sanfter Gewalt in die Provinz jagte, hängt ihm nun mit seiner ganzen trägen Masse wie ein Klotz am Bein. Wenn die SaarländerInnen im Januar ihr Kreuzchen machen, dann steht für viele eben nicht Lafontaine gegen Töpfer, sondern Lafontaine gegen Kohl. Wer ist der bessere Bundeskanzler?

Töpfers Chancen, Lafontaine als Ministerpräsidenten abzulösen und damit Hans-Jochen Vogel auf den Stuhl des Kanzlerkandidaten der Opposition zu hieven, tendieren gegen Null. Nicht allein der lange Schatten des schwarzen Riesen aus Bonn macht Töpfers Unterfangen so aussichtslos. Ein anderer Schatten dürfte ihm das Leben mindestens ebenso schwer machen: Der der drohenden Atomzentrale Cattenom jenseits der französischen Grenze. Errichtung und Betrieb dieser Anlage mit ihrem enormen Gefährdungspotential werden seit Jahren nicht nur von der Regierung in Saarbrücken, sondern auch von zahlreichen Gemeinden und Initiativen im Lande bekämpft. Unterstützung aus Bonn bei den Auseinandersetzungen mit den Atomfetischisten des großen Nachbarn wurde dabei stets angemahnt, aber nie gewährt. Gerade ins Saarland kommt Töpfer, der anderswo als einer der wenigen Aktiv-Posten im Kabinett Kohl gilt, nicht als Bundesumweltminister, sondern als Bundesatomminister.

Der Knick in der Karriere des Professors ist vorprogrammiert. Jeder Zugewinn gegenüber dem miserablen Ergebnis von 1984 würde ihn mit einem blauen Auge davonkommen lassen. Klaus Töpfer wird froh sein, wenn er am 29.Januar 1990 wieder auf seinem Sessel sitzt - in Bonn.

Gerd Rosenkranz