Lebenslang für Kleckse auf Mao

■ Drei Chinesen wegen „konterrevolutionärer Verbrechen“ zu hohen Haftstrafen verurteilt

Peking (afp/dpa) - Zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe wurde von einem Pekinger Volksgericht der 25jährige Lehrer Yu Zhejian verurteilt. Ihm und zwei Mitangeklagten wurde vorgeworfen, das überdimensionale Porträt des chinesischen Revolutionsführers Mao Zedong am Platz des Himmlischen Friedens mit Farbe beworfen zu haben. Ihm wurden die bürgerlichen Ehrenrechte für immer aberkannt. Yu Dengyue, ein zweiundzwanzigjähriger Lehrer, erhielt 20 Jahre Haftstrafe; das Gericht sprach ihm seine Bürgerrechte für fünf Jahre ab. Der sechsundzwanzigjährige Arbeiter Liu Decheng wurde zu 16 Jahren Gefängnis und vierjährigem Verlust seiner Ehrenrechte verurteilt.

Die drei Männer stammen alle aus der südchineschen Provinz Hunan, in der auch Mao geboren wurde. Festgenommen wurden sie am 23.Mai, nachdem sie Farbbeutel auf das Porträt Maos geworfen hatten, das sich über dem Haupteingang der verbotenen Stadt im Norden des Tiananmen Platzes befindet. Wie das chinesische Fernsehen berichtete, hatten die Verurteilten an den Demonstrationen vom 18.Mai für die Demokratisierung Chinas teilgenommen, nachdem sie vorher die Bevölkerung angestachelt hätten, die Provinzregierung in Changsha, der Hauptstadt von Hunan, zu entmachten.

Studenten an den Pekinger Hochschulen ist es inzwischen strikt untersagt worden, Seminare, Reden oder Klubaktivitäten zu veranstalten. An den fünf größten Pekinger Universitäten, darunter der berühmten Beida, deren Studenten zu den ersten Teilnehmern der Proteste gehörten, beginnt das Semester Ende August.

Im Rahmen der Säuberungen ist auch der Generaldirektor der größten privaten Firma Chinas, Wan Runnan von der Pekinger Stone-Company, seines Posten enthoben und aus der Partei ausgeschlossen worden. Runnan galt als Anhänger der Demokratie-Bewegung. Mittlerweile hält er sich in den USA auf.