Der Mann Gottes mit der Hand Maradonas

Wynton Rufer erfaustete sich sein erstes Bundesligator  ■  PRESS-SCHLAG

Der Mann hätte zweifelsohne eine Bereicherung für die Bundesliga werden können. Wynton Rufer, jener neuseeländische Grashüpfer aus Zürich, der nicht nur auf dem grünen Rasen herumzutrampeln weiß, sondern sich nach eigener Aussage in seiner Freizeit schon mal ein wenig Gras ansteckte und auch in Nachtlokalen mit gekonnter Beinarbeit weibliche Schönheiten zu überzeugen wußte.

Für satte 500.000 Mark mietete sich Werder Bremen die Dienste dieses bekehrten Lebemannes, denn Rufer hat dem süßen Leben abgeschworen. Vor einiger Zeit schloß er sich der Heilsarmee an und heiratete ein Fotomodell namens Lisa. Seine neue Art der Nächstenliebe demonstrierte der 26jährige beim Auszug aus der Schweiz, wo er seit der Weltmeisterschaft 1982 gekickt hatte. Rufer schaffte seine komplette Wohnungseinrichtung auf den Bürgersteig und verschenkte sie an Passanten.

Die Dortmunder Borussia bedachte der fromme Mensch weit weniger barmherzig. Wie einst Diego Maradona faustete Rufer das

1:0 mit der Hand in die Maschen. Als dies die Fernsehbilder eindeutig belegten, wurde der ARD-Bremer Jörg Wontorra geradezu philosophisch: „Der Mann Gottes nahm die Hand Maradonas.“

Der gute Rufer mit dem einst so schlechten Ruf formulierte vorsichtiger. Er sei gedrückt worden und „vielleicht mit der Hand an den Ball gekommen“. Ob er schon mal etwas von der guten Tat des Frank Ordenewitz gehört hätte, der nach einer ähnlichen Aktion seine Regelwidrigkeit gegenüber dem Schiedsrichter zugegeben hatte, wurde Rufer gefragt. Ja, der habe doch einen Fairneß-Preis dafür bekommen, brachte er in gebrochenem Schwyzerdütsch zusammen.

Solche weltliche Ehren lagen Rufer fern. Der Stadionsprecher bedankte sich für soviel geistige Enthaltsamkeit, indem er Rufer auch zum Schützen des zweiten Tores ausrief. Dortmunds Trainer Horst Köppel schrie seinen Schlußkommentar ob dieses blasphemischen Treibens bis in die obersten Tribünenreihen: „Ohgottogottogott.“

Uwe Bornemeier