„Same procedure as last year?“

Werder Bremen - Borussia Dortmund 2:0 / Weder der Zuspruch von 3.000 Fans noch die Magie der antiken Ringelsocken konnten die schwarze Serie der Borussen in Bremen gefährden  ■  Aus Bremen Uwe Bornemeier

„Same procedure als last year?“ fragt Butler James jedes Jahr zu Silvester über den Bildschirm. Miss Sophie antwortet dann stets: „Same procedure as every year, James!“ Und das Publikum schüttelt sich bei diesem „Dinner for one“ vor Lachen.

So ähnlich läuft die Chose, wenn Borussia Dortmund einmal im Jahr die Reise an die Weser antritt und von Werder das Fell über die Ohren gezogen bekommt. „In Bremen spielen wir immer schlechter als in jedem anderen Saisonspiel“, schüttelte Kapitän Michael Zorc auch diesmal wieder den Kopf.

Am Ende waren die Dortmunder mit dem 0:2 noch gut bedient. „Bei ein, zwei Gegentoren mehr hätten wir uns auch nicht beschweren können“, gab Trainer Horst Köppel gewohnt ehrlich zu. Ohne die „Pokalhelden“ Mill und Dickel bot Köppel ein zahlenmäßig dichtbesetztes Mittelfeld auf, das eifrig die Räume deckte, aber die Bremer laufen ließ. Fußballprinz Andy Möller setzte mit verunglückten Rückpässen immer wieder den Gegner schön in Szene, und im Alibiangriff sollte das Bodenreptil Wegmann in der Auseinandersetzung mit dem norwegischen Riesen Bratseth dummerweise mit hohen Bällen ernährt werden.

Da die eifrig einsteigenden Bremer, ebenfalls ohne ersten Sturm (Riedle-Neubarth) angetreten, an diesem verregneten Nachmittag auch nichts Vernünftiges zuwegebrachten, bekamen auch sie kein reguläres Tor zustande. Nach dem Handballtreffer von Rufer (10.) mußte schon Helmers Grätsche ins eigene Tor (32.) für die Entscheidung sorgen.

Somit war die vielzitierte Revanche für das Pokalfinale geglückt. Noch vor sieben Wochen waren die grünen Jungs aus dem Norden im schwarzgelben Fahnen- und Bananenmeer mit 1:4 untergegangen. Damals, als Trainer Otto (der Große) Rehhagel sich im taktischen Bereich vom weithin belächelten „Horschtle“ Köppel austricksen ließ und der ansonsten wieselflinke Manager Willi Lemke, rein äußerlich die Schreibtischversion von Ostfrieslands Otto (dem Blödel), im Wettlauf um die Fan-Unterstützung mit Dortmunds Hansdampf, dem untersetzten Schatzmeister Werner Wirsing, bös auf die Nase fiel.

Auch nach Bremen begleiteten die Borussia nicht weniger als 3.000 Fans. „Ihr habt ja auch hier fast ein Heimspiel“, staunte Ex-Borusse Manni Burgsmüller vor dem Anpfiff über die gelben Anhänger, laut überregionaler Medien eine animalische Horde, die „nur in den pestizialischen Ausdünstungen der Sudhäuser existieren kann“ ('Sports‘) und nur selten etwas vom Spiel mitbekommt, weil sie „dauernd auf dem Weg zum Bierstand ist“ ('taz‘).

Deren stimmgewaltige Nostalgiegesänge („Wißt Ihr noch?“) waren allerdings nicht vonnöten. „Diese deprimierende Finalniederlage hatten wir immer im Kopf“, erläuterte Dieter Eilts, Spitzname: „Dödel“ und im Finale von Andy Möller noch völlig entblößt. Echte Revanchegelüste offenbarten auf dem Rasen des Weserstadions nur Bremens neuer Oberrüpel Manfred Bockenfeld und Dortmunds tapsiges Zwei-Millionen-Mark -Ungeheuer Michael Schulz, beide in Berlin überhaupt nicht dabei.

Bremen und Borussia blieben schon eher der Tradition verbunden - seit neun Jahren nur klare Bremer Siege. Auch Dortmunds Erfolgsmasche mit den bislang unbesiegten antiken Ringelsocken kam gegen diese Serie nicht zum Tragen. Werder ließ früh wissen: „Same procedure as every year!“

BREMEN: Reck - Bratseth - Borowka, Otten - Bockenfeld, Schaaf, Votava, Eilts, Hermann (83. Kutzop) - Rufer, Burgsmüller (63. Wolter)

DORTMUND: de Beer - Kroth (46. Driller) - Kutowski, Helmer Breitzke (69. Lusch), Zorc, McLeod, Möller, Schulz, Rummenigge - Wegmann