: Spaniens Luftwaffe stößt auf Widerstand
Guardia Civil ging gegen blockierende Dorfbewohner vor ■ Aus Madrid Antje Bauer
Seit einem Jahr wehren sich die Einwohner von Anchuras, einem 500-Seelen-Dorf in der spanischen Region La Mancha, gegen die Entscheidung ihres Verteidigungsministeriums, 7.000 Hektar Gemeindeland zu einem Schießplatz für die Luftwaffe zu machen. Als am Montag vergangener Woche zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit eine Gruppe von 20 Militärs in der Nachbargemeinde Minas de Santa Quiteria ein Zeltlager aufschlug, schritten die Anchuraner zur Tat.
Ein Dutzend Bewohner machte sich daran, die eben aufgebauten Militärzelte wieder abzubauen, während sich andere vor den Eingang zum Gelände setzten. Die Soldaten, die während ihrer vorangegangenen Aufenthalte im Camp nichts anderes zu tun gehabt hatten, als ihre Präsenz physisch spürbar zu machen, bauten geduldig die Zelte wieder auf und rührten sich nicht weiter. Doch am nächsten Tag zogen in das friedliche Nest Dutzende, zum Teil berittene Zivilgardisten ein. Die Guardia Civil zeigte sich weniger geduldig als die Militärs. Nachdem sie am Tor zum Camp die Sprechchöre der Anchuraner hatten anhören müssen, kletterten die Zivilgardisten aus ihren Fahrzeugen und zückten die Knüppel. 20 Dorfbewohner wurden bei den Auseinandersetzungen verletzt, darunter der Bruder des Bürgermeisters. Die Atmosphäre wurde noch gespannter, nachdem ein Leutnant der Guardia Civil gegenüber einigen blockierenden Jugendlichen seine Pistole gezogen hatte.
Vier Tage dauerte der Belagerungszustand. Die Guardia Civil schützte in dieser Zeit das Militärlager, und die Bewohner von Anchuras und einiger Nachbardörfer hielten vor dem Eingang Wache. Am Freitag zog die bewaffnete Macht schließlich ab. In dieser Woche wird sie vermutlich nicht wiederkommen, da der heutige Dienstag in Spanien ein Feiertag ist und auch die Soldaten keinen Dienst schieben. Die Auseinandersetzungen werden allerdings ein juristisches Nachspiel haben: Der Bruder des Bürgermeisters will wegen Mißhandlung Anzeige gegen die Guardia Civil erstatten. Die Haltung der Anchuraner läßt unterdessen an Klarheit nichts zu wünschen übrig: „Um in Anchuras einen Schießplatz einzurichten“, erklärte inmitten der Auseinandersetzungen der Bürgermeister Santiago Martin, „müssen sie zuerst uns beseitigen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen