KIEZ-ARTIDIDAKTEN WOLLEN WILL

Wir sind eine Schülerzeitung und lassen uns, wenn wir gute Laune oder ein Sommerloch haben, auch gerne so behandeln. Zum Beispiel von einem Anrufer, der der Berlin-Kultur ein mysteriöses Happening ankündigte, das am vorgestrigen Abend auf Höhe der zwölften Bogenlampe an der Straße vor der tiergärtlichen Kongresshalle stattfinden sollte. Blitzlicht -Blitzpflicht. Nackte? Physikstudenten? Tempo-100-Gegner? Zweieinhalb Kleinfamilien, die mit Blitzlichtgeräten blitzend einen leicht bemoosten Gedenkstein umkreisen. Im königlichen Dienst wurde hier am 14.8. 1889 der Gefreite WillI. Esc.II. C.U. Regis. vom Blitz erschlagen. Nun, auch Kiez-Artididakten kriegen eben dann und wann ihre Gedenktage. Niemand will Will, sagen die Ereignishersteller und Betrachtungsansteller Handfeld und Schulz, Berlin, sie wollen die hochenergetische Abrüstungsmaßnahme von dunnemals artig-blitzartig ins kollektive Berliner Gedächtnis rücken, weisen aber gleichzeitig daraufhin, daß diese Aktion unpolitisch ist, trotz Schnittblumenniederlegung. Die Recherche überlassen sie uns. Doch das Tiergartener Gartenbauamt hat zwar viele Telefonanschlüsse, aber nur eine Monographie, die sämtliche Gedenk- und Grabsteine, Andachttafeln, Statuettchen und Springbrunnen verzeichnet, allerdings dummerweise stets - nach einem Dreizeiler gleich auf das regionale Schrifttum verweist. Soviel immerhin ist der Literatur zu entnehmen: an der 12.Bogenlampe hat es den Garde-Ulanen Will nicht erwischt, denn sein Stein stand früher am Spreeweg, heute aber an der Dulles-Allee. Er wurde aus nichterfindlichen Gründen umgesetzt, worauf auch der häßliche Betonsockel und die geschmacklose neuzeitliche Umrahmung hinlänglich hinweisen.

Blitzmerker: Wer mehr über die Dematerialisierung des jungen Will weiß, und seien es auch nur Details über sein anscheinend hochspannungsfestes Pferdchen, melde sich bei der Landesschülervertretung oder beim 2.Garde-Ulanen -Regiment.kotte