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Atomschieber Alfred Hempel ist tot

Der Virtuose der Schlupflöcher und internationale Geschäftsmann wurde „in aller Stille“ beerdigt  ■  Von Thomas Scheuer

Basel (taz) - Bereits am 7. August, so eine Todesanzeige in der gestrigen 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘ (FAZ), ist der Düsseldorfer Kaufmann Alfred Hempel gestorben. Die Trauerfeier, so das Inserat, habe „in aller Stille stattgefunden.“

Ziemlich laut war es im Verlauf des letzten Jahres um den Rohstoffhändler geworden, der zuletzt schwer krank in seiner „Villa Sterenal“ bei Nizza lebte. Mehrere Presseberichte und der Bonner Atom-Untersuchungsausschuß brachten ans Licht, daß über das weitverzweigte Firmennetz der Düsseldorfer Alfred Hempel GmbH über gut 15 Jahre nukleare Komponenten in Länder geschleust wurden, die aus gutem Grund die Ratifikation des Atomwaffensperrvertrages verweigern.

Die Atomiker Pakistans, Indiens, Israels, Argentiniens und Südafrikas standen auf Hempels grauer Kundenliste. Für deren Schwerwasser-Reaktoren ließ er - teilweise unter den Augen der Behörden - Hunderte Tonnen Schweres Wasser aus sowjetischen, chinesischen und norwegischen Quellen sprudeln.

Bei der Umgehung des internationalen Kontrollsystems erwies sich Hempel als wahrer Virtuose der Schlupflöcher. Kaum einer der jüngst aufgeflogenen atomaren Export-Skandale ist mit dem Umfang und der Kontinuität seiner Lieferungen, vor allem für die Atomprogramme Argentiniens und Indiens, vergleichbar.

Obwohl in der Öffentlichkeit unbekannt, war das in Teilen mittlerweile verkaufte Hempel-Firmenkonsortium keineswegs eine kleine Schwarzmarkt-Klitsche: Ein Exklusivvertrag über die Anreicherung bundesdeutscher Brennelemente in der Sowjetunion (jährliches Volumen: 200 Millionen Mark) sicherte „dem Alten“, wie ihn seine Mitarbeiter nannten, eine strategische Position im hiesigen Atom-Business.

Daß der an der Ostfront mehrmals verwundete ehemalige „Panzerhetzer Hempel“ gerne über seine Soldatenzeit schwadronierte, Geschäftsessen ab und an mit militär -folkloristischem Brimborium garnierte und Neujahrsgrüßen mal ein Eigenporträt in Wehrmachtsuniform beifügte, brachte ihm den Ruf eines ewiggestrigen Altnazis ein.

Doch ideologische Scheuklappen haben den Ostritter kaum geplagt. Seine dicksten Geschäfte arrangierte er in Moskau und Peking. In den roten Metropolen, so vertraute er kürzlich der taz an, habe er seine einzigen wahren Freunde gefunden. Doch dann erinnerte er sich auch gleich: „Eigentlich rede ich gar nicht mit Journalisten.“

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