De Klerk, der neue Botha

Südafrikas neuer Präsident ersetzt den verbitterten alten Mann der Apartheid / Außerparlamentarische Opposition: Gesamte Regierung soll zurücktreten  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Frederick Willem de Klerk ist neuer Apartheidchef in Südafrika. Nach dem dramatischen Rücktritt von Pieter Willem Botha wurde er gestern zum amtierenden Staatspräsidenten Südafrikas ernannt. De Klerk betonte, daß die Wähler nach der Krise in der Regierung keinen Grund zur Sorge hätten. Doch Beobachter meinen übereinstimmend, daß der Konflikt zwischen Botha und de Klerk der regierenden Nationalen Partei (NP) nur drei Wochen vor Parlamentswahlen am 6.September schwer geschadet hat.

Die außerparlamentarische Opposition spielte den Machtwechsel in der Regierung eher herunter. „Botha ist verschwunden, nicht die Politik der Apartheid“, sagte Mohammed vallie Moosa, amtierender Generalsekretär des Oppositionsbündnisses Vereinigte Demokratische Front (UDF). „Die Opposition fordert, daß die gesamte Regierung zurücktritt.“

Parlamentarische Oppositionsparteien betonten indessen die offenbar scharfen Differenzen innerhalb der Regierungspartei. „Das war ein tragisches Beispiel einer Palastrevolte“, sagte der Führer der ultrakonservativen Konservativen Partei (CP), Andries Treurnicht. Die NP -Minister hätten eine Art Putsch veranstaltet und damit ihrer Partei großen Schaden an getan.

Differenzen über Verhandlungen mit dem verbotenen Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) und über die verfassungsrechtliche Entwicklung Südafrikas hatten zum Streit zwischen Botha und de Klerk geführt. In diesem Zusammenhang fragte die liberale Demokratische Partei (DP): „Gibt es nach dem Rücktritt Einheit zu diesen Fragen in der NP? Wir sind in einer kritischen Phase unserer Geschichte. Jetzt brauchen wir Staatsmänner von Format, aber wir zweifeln, ob de Klerk dieses Format hat.“ Tagesthema auf Seite 3