Japan neues Ziel der „Boat people“

London (taz) - Japan wird vermutlich die Aufnahme weiterer vietnamesischer Flüchtlinge in Zukunft verweigern, nachdem dort am Montag 137 „Boat people“ Asyl beantragt haben. Es war das sechste Boot aus Vietnam, das seit vergangenem Mai die Küste Japans erreicht hat. Inzwischen leben 729 „Boat people“ in Japan. Japan ist das einzige Land der Region, das die VietnamesInnen ohne Formalitäten aufnimmt. Da sich diese Nachricht in Vietnam wie ein Lauffeuer verbreitet hat, steuern die „Boat people“ Japan neuerdings gezielt aus über 3.000 Kilometer Entfernung an.

Die 137 Flüchtlinge erklärten gegenüber der Polizei, daß sie Haiphong am 25.Juni verlassen hätten. Unterwegs hätten sie zweimal in China Vorräte aufgenommen und seien von einem südkoreanischen Kriegsschiff mit Wasser und Lebensmitteln versorgt worden. Im Gegensatz zu Hongkong überprüft Japan nicht, ob es sich bei den „Boat people“ um politische oder „Wirtschaftsflüchtlinge“ handelt.

Die UN-Flüchtlingskommission hat Hongkong Anfang dieser Woche kritisiert, weil die „Boat people“ unter unmenschlichen Bedingungen in überfüllten Internierungslagern zusammengepfercht seien. Die Behörden der britischen Kronkolonie weisen diese Anschuldigungen weit von sich und entschuldigen die Situation mit dem „Sicherheitsproblem“ in den Lagern. Die Behörden behaupten, daß es wiederholt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gruppen in den Flüchtlingslagern gekommen sei.

In den Internierungslagern Hongkongs leben zur Zeit 53.805 „Boat people“. Zwei Drittel davon sind von der Ausweisung nach Vietnam bedroht, wenn das Abkommen zwischen Großbritannien und Vietnam über die „zwangsweise Rückführung“ der Flüchtlinge zustandekommt.

Ralf Sotscheck