Bombe auf Frauen-Organisation in Guatemala

■ Dienstag abend zerstörte eine Sprengstoffanschlag das Büro der „Gruppe für gegenseitige Hilfe“ (GAM) / Am Tag zuvor war eine GAM-Aktivistin entführt worden, sie ist seitdem verschwunden / Streik von 40.000 Lehrern dauert bereits elf Wochen

Guatemala-Stadt (afp/taz) - Schon unter der Militärdiktatur wurden sie verfolgt und einige von ihnen entführt - die Frauen von der „Gruppe für gegenseitige Hilfe“, in der sich Angehörige von „Verschwundenen“ in Guatemala zusammengeschlossen haben. Am Dienstag abend hat nun ein Bombenanschlag ihr Büro in der Hauptstadt stark beschädigt nur einen Tag, nachdem in der Provinzstadt Escuintla, 50 Kilometer südlich, die 23jährige GAM-Aktivistin Maria Romulada Camey von Unbekannten - aller Wahrscheinlichkeit Paramilitärs - entführt worden war. Die Gewalt gegen die Selbsthilfeorganisation war auch unter dem christdemokratischen Staatspräsidenten Cerezo, der 1986 die Regierung, aber nicht die Macht von den Militärs übernommen hatte, nie zum Stillstand gekommen. So wurden bereits vor einigen Monaten ein Bruder und eine Schwester der am Montag Entführten verschleppt und ermordet.

Seit dem 19. Juli sind bei rund 30 Bombenattentaten - es begann mit einem Sprengstoffanschlag auf einen Fernsehsender - in Guatemala zwei Menschen getötet und etwa 15 verletzt worden. Nicht nur die GAM kritisiert dafür die christdemokratische Regierung, der sie „geringen politischen Willen“ vorwirft, gegen die Attentäter vorzugehen. Amnesty international (ai) konstatierte schon vor zwei Monaten in einem Bericht, die Verbesserung der Menschenrechtslage nach dem Amtsantritt Cerezos sei nur von kurzer Dauer gewesen. Von 1986 bis 1988 zählt ai insgesamt 200 Verschwundene. In diesem Jahr habe es noch einmal eine Zunahme der Fälle von Entführungen und Massenhinrichtungen gegeben.

Sogar der offizielle guatemaltekische Menschenrechtsbeauftragte Gonzalo Menendez prangerte in einem Brief an den Staatspräsidenten die mangelnde Kontrolle der Regierung an: Es sei sehr beunruhigend, die täglichen Presseberichte über Massaker an Familien, Leichenfunde und Entführungen zu lesen. Mit großem Schmerz müsse er dabei aber immer wieder feststellen, daß die verantwortlichen paramilitärischen Kommandos straffrei ausgingen. Der Staat sei indirekt für die Gewalt verantwortlich, da er keine Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung einleite.

Die Lehrer streiken weiter

Vertreter der etwa 40.000 streikenden Lehrer kündigten am Mittwoch an, ihren vor elf Wochen begonnenen Ausstand fortzusetzen, nachdem Staatspräsident Cerezo ihnen am Abend zuvor mit der Entlassung gedroht hatte. Der Streik war - wie es in Guatemala bei fast allen Arbeitsniederlegungen üblich ist - in der vergangenen Woche von einem Gericht für illegal erklärt worden. Cerezo warnte die Lehrer auch, sich „in Terroristen zu verwandeln“ , indem sie zuließen, daß Molotow -Cocktails geworfen würden.

Die Antwort von Melvin Pineda, dem führenden Vertreter des Lehrerverbandes: Der Streik wird fortgesetzt. Die Regierung drohe immer nur, statt zu verhandeln, sagte er vor der Nationalen Lehrerversammlung. Der Streik werde jedoch solange weitergehen, bis die Regierung Lohnerhöhungen billige und die entlassenen Lehrer wieder einstelle.

Aus dem Landesinneren trafen am Mittwoch Berichte ein, wonach der Streik zwar noch immer anhalte, aber an Kraft verloren habe, seit er für illegal erklärt wurde.

mr