Die Großoffensive der „Hautflügler“

■ Die Wespenplage hält Feuerwehr und Rettungsdienst im Dauerstreß / Sirup-Fangschälchen als letztes Mittel

München (taz) - In Bayern hat die Wespenplage ungeahnte Ausmaße erreicht. Ob an den Badeseen oder in den Biergärten, die 35 mm großen Insekten sind zum Angriff übergegangen. Grund für das massive Auftreten sind die Wetterbedingungen. Durch den milden Winter konnten mehr Wespen überleben. Hinzu kommt das feucht-schwüle Dschungelklima, das die neue Brut begünstigt. Seit 20 Jahren, so heißt es, gab es in Bayern keine vergleichbare Plage. Noch nie war die Feuerwehr so oft im Einsatz, um Wespennester auszuheben. Auch Krankenhäuser und Rettungsdienste haben Dauerstreß: Bis zu 40 Gestochene mußten am Wochenende ins Schwabinger Krankenenhaus.

Wichtigste Wespen-Prävention: „Tu die Hand vor beim Gähnen“. Besonders scharf sind die Insekten aus der Gruppe der „Hautflügler“ auf Süßigkeiten. Wer Eis ißt, kriegt Besuch. Aber auch Kaffeetrinken kann gefährlich werden. Es summt und brummt in der Zuckerdose. Mit Plastikhäubchen oder Bierdeckeln versuchen die Biergartenbesucher ihre Maß vor ihnen zu schützen. Doch der beste Schutz ist ein süßes Ablenkungsmanöver. „Ein flaches Schälchen mit Sirup oder Traubensaft aufstellen“, rät der Karlsruher Insekten-Experte Wilfried Hanke. Freilich, wen der „Wehrstachel der Weibchen“ bereits erwischt hat, für den kommt dieser Rat zu spät. Bei Stichen helfen dann die alten Hausmittel. Von aufgelegten Zwiebelscheiben bis hin zu zerriebenem Breitwegerich reicht die Palette der Linderungsmaßnahmen. Gefährlich wird es für Allergiker, die nach einem Stich sofort zum Arzt müssen.

Natürliche Feinde hat die Wespe nur wenige. Vogelarten wie Wespenbussard oder Bienenfresser sind sehr selten geworden. Auf der Liste der bedrohten Arten ist sie deshalb auch nicht zu finden. Wer also wie eine Münchnerin kurzerhand eine Wespe mit dem Wurstmesser in zwei Teile zerlegte, muß keine Angst vor militanten Naturschützern haben.

lui