Fortschritt 90 bei der SEW?

Berlin (taz) - Keineswegs als den Kampf zweier Linien will Harvey Gundlach, Pressesprecher bei der Sozialistischen Einheitspartei Westberlin (SEW), die ungewohnt kontroversen Diskussionen im Parteiorgan 'Die Wahrheit‘ verstanden wissen. Am Montag hatte das Blatt neben der orthodoxen Position in einem Artikel unter der Überschrift „Stimmungsmache gegen die DDR zum Jahrestag des Mauerbaus“ auch erstmals ganz andere Töne angeschlagen.

Auf einer halben Seite wird der Frage „Warum mißtraut der Staat der Arbeiterklasse?“ nachgegangen und dabei mit Kritik an der SEW und nach der Zwischenüberschrift „Stalinismus wesenseigen oder Deformation?“ auch an der Alt-Männer-Riege in der DDR-Führung nicht gespart. 'Wahrheit'-Chefredakteur Klaus-Dieter Heiser erklärte den neuen Widerspruchsgeist im von ihm verantworteten Blatt mit der derzeit in der Partei geführten Diskussion um die zukünftige Politik der SEW. Die vom Parteivorstand eingesetzte Kommission „West-Berlin und das Jahr 2000“ lieferte Material für den Entwurf zu einem neuen Parteiprogramm, das auf dem Parteitag 1990 verabschiedet werden soll.

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