Dicke Luft und Lärm für Aussiedler

■ Aussiedler sollen in Wilmersdorf im Containerdorf unter Autobahn wohnen / Umweltverwaltung: „Zum ständigen Aufenthalt nicht geeignet“

Trotz Bedenken aus der Senatsumweltverwaltung wird in der stinkenden Betonwüste am Autobahnkreuz Wilmersdorf nun endgültig ein Containerdorf für rund 200 Aus- und Übersiedler entstehen. Das steht nach einem Abstimmungsgespräch zwischen Vertretern des Bezirksamts, der Senatsumweltverwaltung und dem Landesamt für zentrale soziale Aufgaben fest.

Nach Lärmmessungen sprach sich die Senatsumweltverwaltung jedoch gegen den Standort aus. Die neben der Bahntrasse liegende Fläche unter den Autobahnbrücken sei bei einer Lärmbelastung von 66-76 Dezibel „ungeignet zum ständigen Aufenthalt“. Die Familien, die zwischen zehn und zwölf Monate in den Containern untergebracht werden sollen, hätten „im Gegensatz zu anderen Häusern an der Stadtautobahn keine Lüftungsmöglichkeit zu einer ruhigen Hofseite hin“. Auch der frühere Wilmersdorfer Gesundheitsstadtrat Spatz (AL) hatte schon vor Monaten vor dem Standort gewarnt. Der „diffuse Lärm“ unter der Autobahn könne psychosomatische Störungen auslösen.

Der Vorstoß des Wilmersdorfer Bezirksamts vom April dieses Jahres trifft bis heute auf den Widerstand von Baustadtrat Uwe Szelag (AL), der die Lärm- und Abgasemissionen unter den Brücken für „gesundheitlich und sozial nicht tragbar“ hält. Er verweigert nach wie vor die Baugenehmigung; auch seine Bauaufsicht hält den Platz für „gesundheitsgefährdend“. Wie Szelag gestern sagte, müsse nun wohl Bezirksbürgermeister Horst Dohm (CDU) als Bezirksoberhaupt die Baugenehmigung erteilen.

Der für Aus- und Übersiedler zuständige Wilmersdorfer Sozialstadtrat Werner Kleist (SPD) erklärte dagegen, seine Partei halte „schweren Herzens“ weiter an dem Standort fest, „weil er beser sei als das Kampieren in Turnhallen“. In der momentanen Situation müßten auch „belastete“ Orte in Betracht gezogen werden. Das Landesamt für zentrale soziale Aufgaben (Lasoz) stimmt ebenfalls zu, auch wenn „der Ort nicht ideal“ sei.

Just dieses Amt sollte nach einem Kompromißvorschlag Szelags seinen Parkplatz für die geplanten dreistöckigen Wohncontainer abtreten. Diese Idee stieß auf wenig Gegenliebe. Das Lasoz fragte erst mal beim Wilmersdorfer Bürgermeister nach, ob der denn wisse, welche Vorschläge sein Baustadtrat mache. Die Sprecherin der Gesundheitssenatorin hielt sich gestern mit einer Bewertung zurück. Laut Szelag könnten die Mitarbeiter des Lasoz aber durchaus auf Stellplätze verzichten, denn das Amt liegt äußerst verkehrsgünstig an zwei U-Bahnstationen und vier Buslinien.

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