Pflegenotstand: AusländerInnen ran

■ Bayern will Krankenschwestern aus Ungarn und Jugoslawien anheuern / Bundesregierung soll deshalb Ausnahmekatalog für die Einreise erweitern / Junge Aussiedler sollen Pflegeberuf lernen

München (taz) - „Der Mangel an Pflegekräften wird uns noch lange beschäftigen.“ Diese Erkenntnis kam gestern auch dem bayerischen Sozialminister, Gebhard Glück (CSU). Vor der Presse in München stellte Glück Initiativen vor, die den Mangel an Pflegekräften an den Krankenhäusern sowie in den Alten- und Pflegeheimen verringern sollen.

So hat der bayerische Ministerrat bereits beschlossen, daß der berufsspezifische Ausnahmekatalog für die Neueinreise von Ausländern aus Drittstaaten erweitert werden soll. Damit will der Freistaat erreichen, daß einige hundert deutschsprachige Krankenschwestern aus Ungarn und Jugoslawien hier aushelfen können.

Der Beschluß des bayerischen Ministerrats wurde bereits vor einer Woche Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) mitgeteilt. In Bonn sei die Bereitschaft jedoch nicht so groß, diesen Ausnahmekatalog zur Einreise zu erweitern, bedauerte Glück, betonte jedoch gleichzeitig, daß der Freistaat in dieser Frage nicht locker lassen werde. Außerdem sollen verstärkt junge AussiedlerInnen und ÜbersiedlerInnen für die Pflegeberufe motiviert werden. Als Anreiz soll den jungen Aussiedlern notfalls eine ausbildungsbegleitende Sprachförderung angeboten werden. Rund 5.700 Aussiedler im Alter von 18 bis 25 Jahren würden dieses Jahr in Bayern eintreffen, so Glück.

Als weitere Maßnahme kündigte der Minister eine „Konzertierte Aktion Pflege in Bayern“ an.

Den seit 1. August in Kraft getretenen neu ausgehandelten Tarifvertrag für das Pflegepersonal bezeichnete Glück als positiv. Wie die Vertreterin der Schwesternschaft, Frau Heide Strohecker, jedoch vorrechnete, sind das finanzielle Verbesserungen von knapp 170 Mark netto im Monat. Da die Schwestern jedoch erst zum Ende des Monats im einzelnen genau sehen, was unterm Strich bleibt, sei die Stimmung unter ihnen im Moment noch positiv.

lui