Erstes Raketen-Meeting

■ Friedensbewegung traf sich mit Vertretern der US-Army / Pershings werden erst zum letztmöglichen Termin abgezogen

Mutlangen (ap/taz) - Die US-Streitkräfte planen nach Darstellung der Friedensbewegung in nächster Zeit keinen weiteren Abzug von Pershing-2-Raketen aus Mutlangen bei Schwäbisch Gmünd. „Wir haben den Eindruck gewonnen, daß die Amerikaner die Raketen erst zum letztmöglichen Termin abziehen“, sagte der Sprecher der Mutlanger Friedens- und Begegnungsstätte, Wolfgang Schlupp, am Freitag im Anschluß an ein Treffen mit Vertretern der amerikanischen Armee. Es war nach seinen Angaben die erste offizielle Begegnung der Friedensbewegung mit den US-Streitkräften, die ohne großes Aufsehen stattgefunden hatte.

Schlupp ergänzte, die USA wollten die im INF-Abkommen über den Abbau von Mittelstreckenwaffen in Europa vereinbarten Abzugsfristen voll ausschöpfen. Der im Dezember 1987 von Washington und Moskau unterzeichnete Vertrag sieht vor, daß die letzte Pershing spätestens bis Mai 1991 aus der Bundesrepublik verschwunden sein sollen. Was aus dem Standort Mutlangen nach dem Abzug der Pershings werde, sei noch immer offen, sagte Schlupp. Auch über das Schicksal der beiden anderen Raketendepots Heilbronn und Neu-Ulm sei noch keine Entscheidung gefallen, da die Verhandlungen zwischen den Regierungen in Washington und Bonn sowie der Nato noch andauerten.

Schlupp fügte hinzu, bei dem Treffen, das im Verteidigungskreiskommando der Bundeswehr in Schwäbisch Gmünd stattfand, seien die Amerikaner durch Major Jerry Hart vom 56. Feldartilleriekommado vertreten gewesen. Für die Rüstungsgegner hätten etwa 20 Teilnehmer eines internationalen Workshops teilgenommen. Die Friedensbewegung sei froh, daß nach einer Vielzahl vergeblicher Bemühungen nun eine offizielle Kontaktaufnahme mit der amerikanischen Seite möglich geworden sei.

Die Amerikaner hatten am 1. September 1988 mit dem Abzug der ersten neun Pershings von der Waldheide bei Heilbronn begonnen. Am 15. November wurden weitere neun atomare Flugkörper aus Mutlangen und am 15. Dezember schließlich neun Raketen aus Neu-Ulm abtransportiert und zur Vernichtung in die Vereinigten Staaten gebracht. In Mutlangen und Heilbronn stehen gegenwärtig aber noch 27 Raketen, in Neu -Ulm sind noch 31 Pershings stationiert