Solidaritätsaktion

■ Kurden protestieren gegen Haftbedingungen in der Türkei / Zweifel am Ende des Hungerstreiks

Seit Donnerstag fasten auf dem Breitscheidplatz acht Männer und drei Frauen aus Solidarität mit den hungerstreikenden Gefangenen in türkischen Gefängnissen. Alle elf sind Kurden, organisiert wird die Aktion von der Nationalen Befreiungsfront Kurdistans in West-Berlin, ERNK. Berichten aus der Türkei zufolge, wonach 153 politische Gefangene in der Türkei ihren Hungerstreik nach 53 Tagen abgebrochen haben, wollen die Kurden auf dem Breitscheidplatz keinen Glauben schenken. Man wolle das Fasten erst einstellen, wenn eine Erklärung der Gefangenen aus der Türkei vorliege, erklärte ein Beteiligter.

Für ihre Solidaritätsaktion haben sich die Kurden einen bizarren Standort ausgesucht. Eingerahmt von Lotterieverkäufern und Straßenkünstlern, zwischen schwitzenden Touristen am Wasserklops und leicht alkoholisierten Zuschauern auf den Stufen der Gedächtniskirche flattern rote Spruchbänder, auf denen ein Ende der unmenschlichen Haftbedingungen und der Unterdrückung der Kurden in der Türkei gefordert wird. Die Hungerstreikenden, die nach eigenen Angaben notfalls auch unbefristet die Nahrung verweigern wollen, sind auf Matratzen in einem großen Zelt untergebracht. Wandtafeln zeigen Bilder zweier kurdischer Häftlinge, die am Hungerstreik in der Türkei beteiligt waren und Anfang August von Wärtern zu Tode geprügelt worden waren. Das Publikumsinteresse war gestern allerdings eher mager - zwei Porträtmaler, die ihre Skizzenbücher einige Meter vor dem Zelt der Kurden aufgestellt hatten, konnten weit mehr Zulauf verzeichnen.

anb