GB: Piepser und Privatknäste

London (taz) - Der 23jährige Richard Hart wurde in der vergangenen Woche als erster Untersuchungsgefangener Großbritanniens mit einem elektronischen Überwachungsgerät ausgerüstet und bis zu seinem Prozeß nach Hause „entlassen“. Das Kästchen in der Größe einer Streichholzschachtel ist mit einem verplombten Riemen an Harts Bein befestigt. Das Gerät sendet über Harts Telefonleitung Signale an den Computer einer privaten Überwachungsfirma.

Die britischen Behörden sehen die elektronische Überwachung nicht als „Alternative zum normalen Strafvollzug“. Wegen der Überfüllung britischer Gefängnisse werden Ende 1991 zwei weitere „Vollzugsanstalten“ in Everthorpe und Rochester mit je 300 Einzelzellen eröffnet. Es sind die ersten Gefängnisse, die von Privatfirmen geplant und gebaut wurden. Nicholas Hopkins, der Pressesprecher der Privatfirma „UK Detention Contractors“, forderte die Regierung auf, auch die Verwaltung der Gefängnisse Privatfirmen zu übertragen. Er sagte: „Verbesserte Gefängnisbedingungen und finanzielle Einsparungen sind nur möglich, wenn diejenigen Firmen, die die Gefängnisse bauen, auch für den Strafvollzug verantwortlich sind.“

Ralf Sotschek