Keine Spitzhacke gegen Asbest

■ Betr.: „Asbest im Kleingartengebiet zerhackt“, taz v. 29.7.89

Mitten im Sommerloch einen kleinen Asbestskcandal entdeckt zu haben, ist für die taz sicher publicitywirksam. Die Freude über seine Story muß Klaus Wolschner allerdings die Sicht bei seinen Recherchen verstellt haben. Der Artikel „Asbest im Kleingartenbetrieb zerhackt“ enthält sowohl in der Überschrift als auch im Text sachlich falsche Behauptungen. „Der Unternehmer Kähler“ hat nicht etwa Arbeitslose - wie behauptet - zum Abbruch eines baufälligen Gewächshausblocks angeheuert. Vielmehr wurde eine professionelle Abbruchfirma beauftragt. Der klar umrissene Auftrag war, Glas, Eisen und Holz der Dächer abzubrechen, Mauerwerk und Tische - auf denen besagte asbesthaltige Toshi -Platten liegen - aber stehen zu lassen. Beim Abnehmen der Dächer sind die Toshi-Platten teilweise eingebrochen und wurden von den Arbeitern der Abbruchfirma fahrlässig zertrampelt. Die „Spitzhacke“ aus der Titelzeile von Klaus Wolschner ist dabei nie eingesetzt worden. Das Klischee vom skrupellosen „Unternehmer Kähler“ weiß Journalist Wolschner mit dem Bild, das er in seinem Kommentar zeichnet zu vervollständigen. In der Idylle der asbestverseuchten Ruinen läßt der „Unterbehmer Kähler“ angeblich sorglos Kinder spielen. In der Tat hat die Firma türkischen Mitarbeitern seit Jahren ein intaktes, gegenüber der Ruine abgeschlossenes Gewächshaus zum kostenlosen Anbau von Gemüse überlassen. Zur Ernte bringen die Frauen ihre Kinder mit, die jedoch nicht, wie Wolschner es sich ausmalt, auf dem Gelände der „Ruinen“ spielen dürfen. Der Abbruch des maroden Glashauses war eine notwendige Maßnahme. Der erste Herbststurm hätte womöglich Teile des Daches in die benachbarten Kleingärten geweht. Der übrige gärtnerische Betrieb ist völlig intakt. Was also zerbricht sich der Reporter seinen Kopf? Den Betrieb hätte man dem Journalisten Wolschner sicher gerne gezeigt, wenn er vorne gefragt hätte, anstatt sich von hinten heimlich aus das Betriebsgelände zu schleichen. Guter Journlismus ist das keinesfalls. Zu guter Letzt der Hinweis darauf, daß ich nicht Wilhelm heiße , sondern

Kurt Kähler