Hauptsache es sind Deutsche

■ Etliche Mitwohnzentralen vermitteln auf Wunsch nur deutsche Untermieter / Fremdenfeindlichkeit mit unordentlichen Lebensgewohnheiten der Ausländer begründet / Nur zwei Mitwohnzentralen lehnen „Ausländer-Nein-Danke„-Angebote ab

Ausländerdiskriminierung per Mitwohnzentrale: Erhoffen sich Gäste oder Zuzügler aus anderen Ländern schnelle Hilfe bei der Wohnungssuche, ist die Mitwohnzentrale nicht immer die richtige Adresse. Mit dem Spezialspruch für Anbieter „Würden Sie auch Ausländer bei sich wohnen lassen?“ - trägt seit einiger Zeit die Charlottenburger „Erste Mitwohnzentrale“ zur rein deutschen Wohnungsvermietung bei. „Natürlich fragen uns viele, wieso wir diesen Unterschied machen. Aber wir fragen schließlich ja auch, ob die Leute einen Mann oder eine Frau in ihrer Wohnung haben wollen“, so die Begründung der Zimmervermittlung. Sind AusländerInnen also genauso kategorisch einzuordnen wie Männlein und Weiblein? „Daß Anbieter keine Ausländer wollen, akzeptieren wir genauso, wie Vermietungswünsche nur für Vegetarier oder Frauen“, ließ die Agentur Wohnwitz sogar verlauten. Zwar wird von dieser Mitwohnzentrale nicht von vornherein gefragt, ob Ausländer erwünscht sind. „Wenn jedoch jemand von sich aus keine Ausländer will, dann schicken wir auch keine.“ Das sei kein Problem, da es noch immer genug Ausweichquartiere für AusländerInnen gebe. „Es gibt eben Leute aus anderen Ländern, die ihre Hühnerknochen einfach unters Bett schmeißen“, erklärte der Wohnwitz-Sprecher. Dies sei nicht jedermanns Sache. Gnädig räumte er allerdings ein, daß auch Deutsche nicht immer ordentlich die Wohnungen hinterließen.

„Ausländer haben eben ganz andere Gewohnheiten“, hieß es auch von der Mitwohnzentrale am Ku'damm-Eck entschuldigend. Auch sie würden Wohnungen nur an Deutsche vermitteln, wenn dies gewünscht werde. „Aber die meisten, die bei uns anrufen sind ja sowieso etwas toleranter.“ Deshalb komme der „Ausländer-Nein Danke„-Wunsch eher selten vor.

Konsequent gegen die fremdenfeindlichen Wohnungsangebote gehen nur drei Mitwohnzentralen vor. „Zeitraum“ und „mitwohnzentrale“ legen bei dem Zusatz „Aber bitte keine Ausländer“ gleich den Hörer wieder auf. „Das bearbeiten wir gar nicht erst“, erklärten beide Zimmervermittlungen. Zu einem Kompromiß hingegen hat sich die „Mitwohnzentrale Kreuzberg“ entschlossen. „Wenn das vernünftig begründet wird, dann lassen wir da mit uns reden.“ Eine triftige Begründung ist für die Zentrale am Mehringdamm, wenn ein Anbieter Angst hat, von seiner Hausverwaltung wegen eines Ausländers in der Wohnung rausgeschmissen zu werden. „Meistens vermitteln wir die Wohnungen aber trotzdem auch an Ausländer, weil die Vermieter im nachhinein dann doch nichts dagegen haben.“ Ein anderes Problem in Sachen Diskriminierung mache ihnen viel mehr zu schaffen: „70Prozent aller Angebote sind nur für Frauen!“

cb