Journalismus und Sexismus-betr.: "Ein Widerstand wird wieder sichtbar", taz vom 18.8.89

betr.: „Ein Widerstand wird wieder sichtbar“, taz vom 18.8.89

Im Artikel wird immer wieder betont, daß Lesben das Frauenwiderstandscamp im Hunsrück tragen - ein Camp, in denen Frauen und Lesben (Sind Lesben keine Frauen? d.sin) aus den verschiedenen Zusammenhängen seit sieben Jahren zu Sexismus, Militarismus und anderen Themen arbeiten, den Widerstand aus ihren Städten diskutieren...

Unseren Vorwurf an die Presse, die das Camp diffamiert, wird allein mit der Erwähnung von Lesben nicht entschärft. Die Inhalte unserer Frauenbezüge, unserer Kritik an der Männergesellschaft, was Sexismus für Frauen täglich heißt wird übergangen und statt dessen die Karrikatur zweier Frauen, die sich berühren, gesetzt.

Nur mit einem blinden Fleck, wo sich der Sexismus täglich zeigt, kann ich diesen Blick auf Frauen erklären. Warum werden bei Informationen, die von uns geliefert wurden, ein Mann aus der Friedensbewegung und ein Forschungsinstitut und für ein Stimmungsbild immer wieder Frauen zitiert? (...).

Wenn wir Frauen hier über sexuellen Mißbrauch, Gewalt, Frauenwiderstand reden, ist das keine Nabelschau; und wenn Frauen sich nicht mit der Polizei prügeln, den Männerspielen den Rücken kehren, ist das nicht unpolitisch. (...)

Maria, Hamburg 50

In dem Artikel wird ein wichtiger Teil unseres Widerstandes verzerrt. Unsere bewußte politische Frauenbezogenheit geht unter in einem lesbenfeindlichen Bildzeitungsstil (die lesbische Silhouette vorm Abendhimmel statt einem Wort über die Bedeutung von lesbischen Frauenzusammenhängen für Frauenbefreiung). Indem die Autorin aus einem Frauencamp ein reines Lesbencamp macht, bestätigt sie den Vorwurf des Camps an die Presse nur. Diesmal werden nicht Lesben unterschlagen, sondern nichtlesbische Frauen, die auch auf dem Camp leben.

(...) Wirklich schön, daß die taz so viel Platz für das Frauenwiderstandscamp eingeräumt hat. Unserer Wichtigkeit angemessen. Aber wie passen die Fülle von Aktionen, von denen im Artikel die Rede ist, zu der im Untertitel unterstellen „Nabelschau und Isolation“? In unserem Ärger könnten wir bei der Autorin fast böse Absichten und Vorurteile vermuten.

Die Küche des Frauenwiderstandscamps