K O M M E N T A R Waldau - platt deutsch

■ Theater macht von sich reden auch ohne Spielplan

Es gibt Theater, die sorgen durch provokante Inszenierungen für öffentliche Aufmerksamkeit. Dafür sind sie da. Es gibt Theater, die sorgen durch hausinterne Künstlerkräche für Resonanz. Das gehört dazu. Im Bremer „Ernst-Waldau“ wird „Swienskomödie“ und „Liefpien in de Hacken“ gespielt. Für die allfälligen Theaterskandale sorgen die platt-deutschen TheatermacherInnen regelmäßig durch Stücke, die nicht auf ihrem Spielplan stehen. Als die Kollegen von der bildenden Kunst aus der Bremer „Galerie des Westens“ ihnen jüngst ein paar ästhetisierende Abbilder menschlicher Sexual-Lust ins Foyer hängen wollten, fürchteten sie vorsorglich um den wohlanständigen Ruf ihres Etablissements - und hängten die Bilder ab.

Daß in ihrem Hause jetzt, ziemlich pünktlich zum Jahrestag des deutschen Angriffs auf Polen, erneut Heim-ins-Reich -Reden geschwungen werden, findet man dort anscheinend nicht „unzumutbar“ für das zahlende Theaterpublikum. Warum? Die Begründung paßt bestens ins fatale Klischee der Volkstümelei, mit dem plattdeutsche Heimatdichter sich seit Jahr und Tag herumschlagen. Die „Heimatvertriebenen“ dürfen, weil: Im Waldau-Theater war's schon immer so.

Klaus Schloesser