K U L T U R K O M M E N T A R Bremian Identity

■ Kunstmarkt boomt, Nichtstuer werden zur Mangelware

Hurra! Wir sind kreativ! Klasse! 1A! Juchhe! Und was das Größte ist, neuerdings soll das sogar etwas wert sein. Gefragt sozusagen ist das. Seit gestern. Seit windnasige Werbeagenturen sich in „Institute für Informations Design“ umnennen und sich plötzlich auf die Suche nach den Kreativen „mit den interessanten Kurven und Brüchen in der Biographie“ aufmachen, witternd, wo die Lücke im Markte klafft, verkehren sich alle Werte und vor allem die, die es schon länger sind. Da designen wir dann Informationen, behaupten Unterschiede, wo bisher nur heiße Luft war, und sind plötzlich nutzbringend. So nutzbringend wie Kunst am Tiefgaragenbau, wie Musik im Parkhotel oder Kultur in Bremen. All das rechnet sich, errechnen Kulturwissenschaftler, all das schafft Unterschiede, schafft Wiedererkennungseffekte, schafft Identität. Corporate Identity heißt das neue Zauberwort, gültig für Korporationen aller Preis- und Größenklassen.

Weil der Kulturmarkt erbarmungslos boomt, die Hoffnungen auf die subversive Kraft des Kreativen höhnisch grinsend mit der Scheckkarte erschlägt, wächst die Nachfrage nach den Lieferanten der kleinen Unterschiede, nach den buntschmierenden Standortaufwertern und korporativen Identitätsstiftern. So soll es gehen, schließlich befinden wir uns in fröhlicher Aufbruchstimmung, und die Informations Designer werden uns schon so identisch machen, daß wir das glauben.

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