Wußte der KGB vom geplanten Palme-Mord?

Schwedens Saepo spekuliert / UdSSR dementiert  ■  Aus Stockholm G. Pettersson

Die Lauscher standen immer auf Empfang: Zwei Jahre lang, von Herbst 1985 bis Herbst 1987, hörte die schwedische Sicherheitspolizei Saepo rund um die Uhr alles mit, was sich in der Privatwohnung eines Diplomaten der sowjetischen Botschaft in Stockholm tat. Die Mikrophone registrierten auch das, was Stunden vor und nach dem Mord an Schwedens Regierungschef Olof Palme am 28. Februar 1986 gesprochen wurde. Der Übersetzer des Mitschnitts war offenbar überzeugt davon, daß die Sowjetunion direkt am Mord beteiligt gewesen sei.

Die professionellen Geheimdienstler der Saepo zogen andere Schlüsse: das Tonband beweise, daß sowjetische Regierungsstellen von dem Mord gewußt, ihn aber nicht selbst ausgeführt hätten. Keine der beiden Interpretationen wurde berücksichtigt. Denn der damalige Saepo-Chef P.G. Näss stufte das Ganze als „harmlos“ ein und breitete den Mantel des Schweigens darüber. Warum er das tat, liegt auf der Hand. Solche Abhöraktionen sind in Schweden gesetzlich verboten.

Informiert über das Rumgehorche in der Wohnstube des sowjetischen Diplomaten wurde die Regierung erst im Frühjahr 1989. Die 1988 zurückgetretene Justizminsterin Anna-Greta Leijon soll schon ein Jahr früher Bescheid gewußt haben, informiert von Ebbe Carlsson, dem Mann, der mit ihrer Duldung als Privatfahnder im Mordfall Palme tätig war und der die kurdische Extremistenorganisation PKK als Palme -Attentäter vermutete. In diese Richtung zielt auch der Verdacht, die Sowjetunion lasse „Terroristenorganisationen“ anderer Länder in eigener Sache arbeiten.

Ein sowjetischer Militärsprecher wies am Freitag diese Anwürfe entschieden zurück. Palme habe in der UdSSR wegen seiner friedensstiftenden Aktivitäten hohes Ansehen genossen. „Die Idee, daß wir in der Kenntnis der Vorbereitung eines bevorstehenden Mordanschlags keine Maßnahmen unternommen hätten, um das Attentat zu verhindern, ist absurd und beleidigend.“