"Persönliche Verantwortung und Bereitschaft zum Denken"

Bereitschaft zum Denken“

Der Dienst der Rekruten verlangt von ihnen weder Duckmäusertum noch Kadavergehorsam, „sondern in erster Linie die Übernahme persönlicher Verantwortung und die Bereitschaft zu einer nachdenklichen Auseinandersetzung mit dem Sinn der Landesverteidigung“. Worte der Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth vor 800 Rekruten des Heeres, die gestern zum 40jährigen Bestehen der Bundesrepublik vor dem Schloß in Koblenz ihr feierliches Gelöbnis ablegen durften.

In Anwesenheit von Bundesverteidigungsminister Gerhard Stoltenberg, zahlreicher Ehrengäste sowie der Eltern der Rekruten stellte Frau Süssmuth fest, daß es in der Bundeswehr - „ebenso wie die Politik, die hinter ihr steht“

-, keine Feindbilder gibt und daß sie auch nicht gebraucht würden: „Für einen demokratischen und freiheitlichen Staat sind Feindbilder wesensfremd.“

Der Wandel im Ost-West-Verhältnis macht für die frühere Familienministerin die Bundeswehr keineswegs überflüssig. Im Gegenteil, Perestroika dient der Bundeswehr und „erfüllt ihren Friedensauftrag mit Leben“. Der deutsche Soldat gilt: Ein „mitdenkender und aktiver Wahrer der wichtigen Verteidigungsgemeinschaft, die dem Frieden und somit uns allen dient“. Auf keinen Fall ist er ein „willenloser Befehlsempfänger“.

50 Jahre nach Kriegsbeginn ist der Dienst bei den Militärs wieder ein Freiheits- und Friedensdienst, und wehe dem, der da glaubt, der Zivildienst könne der moralischere Staatsdienst sein. „Der Wehrdienst ist der Normalfall.“ Dem, der aus Gewissensgründen den Dienst mit der Waffe nicht ableisten könne, werde allerdings ausdrücklich das Recht dazu eingeräumt.

„Je glaubwürdiger der Aufbau unserer Bundeswehr ist, je überzeugender und verantwortungsvoller Vorgesetzte mit Untergebenen umgehen, je besser das Klima in den Streitkräften ist, umso unanfechtbarer läßt sich auch der Auftrag der Bundeswehr in der Öffentlichkeit darstellen.„Text: wg./Foto: dpa