Schwul-lesbische Behörde für Berlin

■ „Referat für gleichgeschlechtliche Lebensweisen“ schreibt die ersten fünf Stellen aus / Institution gegen Diskriminierung von Schwulen und Lesben in Verwaltung und Gesetzestexten

Berlin (taz) - Zwei Lesben, zwei Schwule und eine Schreibkraft: Start des von der rot-grünen Koalition vereinbarten „Referats für gleichgeschlechtliche Lebensformen“. Für das an den Frauen-, Jugend- und Familiensenat angegliederte rosa-lila Referat, das die Diskriminierung von Schwulen und Lesben in der Verwaltung und in der Öffentlichkeit bekämpfen soll, wurden jetzt die ersten beiden Stellen ausgeschrieben. Drei weitere sollen im nächsten Jahr folgen, wenn das Projekt bei den Verhandlungen des 90er Haushalts im Berliner Abgeordnetenhaus nicht torpediert wird. Doch davon gehen die beiden offen schwulen Abgeordneten der AL, Dieter Telge und Albert Eckert, nicht aus. Denn die jetzt vorgesehenen fünf Stellen sind nur der Rumpf der von der AL beantragten zwei mal acht Stellen, der nach dem Haushaltsentwurf des Senats übrigblieb. Ursprünglich waren sogar „Beauftragte“ für Lesben und Schwulen gefordert worden.

Telge und Eckert begrüßten das Lesben- und Schwulenreferat gestern „als ersten Versuch auf deutschem Boden, die Vielfalt menschlicher Lebens- und Liebesweisen auch auf Verwaltungsebene zur Kenntnis zu nehmen“. Angesichts der knappen Berliner Haushaltslage sei das „immerhin ein bescheidener Beginn“. Das Referat, so Telge, solle zunächst „Diskriminierungen benennen“, die in Verwaltungs- und Rechtsvorschriften angelegt seien, sie publizieren und Initiativen zur Änderung unternehmen. Dann müßten zusammen mit den anderen Verwaltungen die Kompetenzen festgelegt werden, die das neue Referat haben soll.

Nach außen hin solle das Referat „Ansprechstelle“ für alle Schwulen und Lesben sein, die wegen Diskriminierungen juristische Beratung suchten. Telge sieht in dem neuen Referat eine Chance, „den Trend zur Institutionalisierung und zum Delegieren“, den er kritisch beurteilt, „zumindest positiv mitzubeeinflussen“.

kotte