Nichts für Leute mit einfachen Erklärungsmustern-Betr.:"Blankes Elend", taz vom 12.8.89

Betr.: „Blankes Elend“ ('Do the Right Thing‘, von Spike Lee), taz vom 12.8.89

Wer hat sich denn da in der taz mal wieder dazu aufgeschwungen, uns und den Schwarzen zu erklären, was und wie ein Schwarzer zu sein hat, was ein anständiger schwarzer Getto-Film bringen muß, überhaupt: Was das Leben in einem schwarzen Getto ist? (...)

Tatsache ist, daß Spike Lees Film beim Aufzeigen von Rassismus der verschiedensten Variationen nicht zu Erklärungen der einfachen Sorte greift, und eben nicht nur den Rassismus zeigt, von dem es leicht fällt, sich zu distanzieren. Vielleicht ist aber gerade das das Problem des Kritikers, der aufheult wie ein getretener Hund. Ist er ertappt worden bei seinem eigenen latent rassistischen Verhalten, daß er schreiben muß, der Film würde in einem „letztlich unerklärten Ausbruch von Rassismus und Gewalt eskalieren“? Der Film ist sicherlich nichts für Leute, die einfache Erklärungsmuster lieben und gerne das sehen, was sie schon kennen. (...)

Ute Sprenger