Paläste und Kaschemmen

Bei der Universiade sind Weiße gleicher als Schwarze  ■  PRESS-SCHLAG

Die Stadt Duisburg und ihr Organisationskomitee (OK) der Universiade '89 haben sich mächtig ins Zeug gelegt. In der Rekordzeit von nur 153 Tagen wurde das Weltsport- und Kulturereignis organisiert und nebenbei die gesamte Duisburger Innenstadt farbenfroh gestaltet.

Die Stadt Duisburg hat es geschafft, mit einem Millionenaufwand ist sie ihr Schimanski-Schmuddelimage für einige Zeit los und steht glänzend und kosmopolitan im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit.

Das Schulterklopfen im Duisburger OK ist schon im Vorfeld groß, und die Lokalpresse jubelt. Nur über das beschämende Thema der ungleichen Unterbringung der Teilnehmer schweigt man lieber. Leider konnte in der kurzen Zeit der Vorbereitung kein Universiade-Dorf gebaut werden. So hat man es sich zum Ziel gemacht, die rund 2.800 Teilnehmer in Hotels nahezu gleichen Standards unterzubringen. Jede Nation hat nach dem Reglement 35 US-Dollar pro Tag und Person an das OK zu entrichten.

Für diesen Obulus bezogen z.B. Amerikaner, Briten, Franzosen, Japaner und auch unsere Schwestern und Brüder aus der DDR Luxushotels wie das Sheraton, für die ansonsten 150 bis 365 Mark zu bezahlen sind. Etwas bescheidener sind die Delegationen aus Kenia, Uganda, Zentralafrika, Algerien und Nigeria untergebracht, fernab vom Luxus und auch nur dem, was ihnen zusteht. Sie werden in Schlafsälen von Jugendherbergen abgelegt, für die sonst 13 Mark zu zahlen sind, in Kinderheimen ohne Telefon oder in zwielichtigen Absteigen.

Hinter solcher Organisationsphilosophie steckt offensichtlich kein Zufall. „Wie sollen wir den Afrikanern erklären, warum ausgerechnet sie in der Jugendherberge schlafen müssen?“ fragte ein Mannschaftsbetreuer bei einer Besprechung des OK, und bekam zur Antwort, „dann sagen Sie, das ist ja immer noch besser als bei denen zu Hause“.

Bei der Universiade sitzen alle in einem Boot, die einen eben im Frachtraum und die anderen auf dem Sonnendeck.

Thomas Ferner