Lima: Prozeß wegen Massaker an Gefangenen

■ Anklage fordert 25 Jahre wegen Militäraktion in peruanischem Gefängnis / Gemetzel von 1986 forderte 300 Tote

Lima (afp) - Im Militärgerichtsverfahren um die blutige Niederschlagung der Gefangenen-Meuterei in der Haftanstalt San Pedro in Lima vor drei Jahren hat der Staatsanwalt am Samstag für den verantwortlichen Offizier eine 25jährige Strafe gefordert. Polizei-Oberst Rolando Cabezas Alarcon habe die Erschießung der 124 Häftlinge angeordnet, befand Staatsanwalt Juan Carbone nach Angaben von Militärs. Für Heeresgeneral Jorge Rabanal Portilla, den damals ranghöchsten Verantwortlichen während der Meuterei, forderte der Staatsanwalt wegen „Vernachlässigung“ seiner Pflichten eine sechsjährige Haftstrafe.

In dem am vergangenen Freitag eröffneten Prozeß müssen sich insgesamt 78 Polizisten und Soldaten wegen des Gemetzels verantworten.

In den kommenden Tagen sollen unter anderem fünf ehemalige Minister zu den Vorgängen im Juni 1986 aussagen. Damals hatten zahlreiche als Rebellen verdächtigte Häftlinge in drei Gefängnissen Limas einen Aufstandsversuch unternommen, als in der peruanischen Hauptstadt gerade die Sozialistische Internationale tagte.

Die sozialdemokratische Regierung von Präsident Garcia gab dem Oberkommando der Streitkräfte daraufhin volle Befugnisse, um die Meuterei in den Gefängnissen San Pedro, Santa Barbara und El Fronton schnell zu beenden. Die Bilanz der Militäraktion am 19. Juni: etwa 300 Tote. Heute nennt Staatschef Alan Garcia das Massaker „das schrecklichste Verbrechen in der peruanischen Geschichte“.