"Podiumsdiskussion der Schwestern in Uniform..."

Podiumsdiskussion der Schwestern in Uniform: Zum ersten Mal trafen sich kürzlich Schwule und Vertreter der Polizei, um ihre jeweiligen Sichtweisen zum Thema „Gewalt gegen Schwule“ auszutauschen. Anlaß für das Treffen im schwulen Info-Laden „Mann-O-Meter“ war die steigende Zahl von Überfällen auf Schwule, wie zum Beispiel die Serie von Attacken im Preußenpark Anfang des Jahres, als eine Bande von Jugendlichen in mindestens 30 Fällen Schwule ausraubte und zusammenschlug. Der Tübinger Historiker Günter Dworek bedauerte, daß das Thema Gewalt gegen Schwule hierzulande erst seit einigen Monaten verstärkt diskutiert werde und daß es deshalb auch noch keine detaillierten kriminologischen oder soziologischen Forschungsergebnisse gebe. Deshalb berief sich Dworek auf Zahlen aus den USA, nach denen das Risiko schwuler Männer, einer Gewalttat zum Opfer zu fallen, viermal größer ist als das von „Normalos“. Besonders versteckt lebende Schwule seien gefährdet. Ihre Bereitschaft, bei Anzeigen und Zeugenaussagen mit der Polizei zu kooperieren, sei gering. Grundsätzlich sei aber jeder Schwule gefährdet. Die drei Polizeivertreter beklagten das „mangelnde Vertrauen“ der Schwulen, bei der Aufklärung von Gewalttaten zu helfen. Ihr Mißtrauen gegen die Polizei belegten einige der Zuhörer mit der Schilderung schikanöser Verhöre auf Polizeirevieren und dem Einsatz polizeilicher „agents provocateurs“.

Text: taz/Foto: Theo Heimann