Geldwaschanlage der Kokainmafia ausgehoben

■ Kolumbianische Justizministerin trifft sich mit ihrem US-Amtskollegen / Präsident Barco soll Rücktrittsgesuch von Monica de Greiff abgelehnt haben / Finanzchef des „Medellin-Kartells“ wird vermutlich diese Woche ausgeliefert / Peru schließt Grenze zu Kolumbien

Bogota (wps/dpa/taz) - Kolumbianische Soldaten haben im Zentrum von Bogota eine mutmaßliche Geldwaschanlage des „Kartells von Medellin“ ausgehoben. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums handelt es sich um ein mit Computern und modernsten Kommunikationsmitteln ausgerüstetes Büro des zweiten Mannes in der Hierarchie des Kartells, Gonzalo Rodriguez Gacha alias „El Mexicano“. Im Büro wurden zahlreiche Konten von Banken im In- und Ausland entdeckt.

Bei den landesweiten Aktionen haben Polizei und Militär auf einer Hazienda in der Region Antioquia, deren Hauptstadt Medellin ist, viereinhalb Tonnen Kokain beschlagnahmt. In Monteria, rund 500 Kilometer nördlich von Bogota, wurden 27 Filialen einer Apothekenkette gestürmt, die laut Polizei den Brüdern Gilberto und Miguel Angel Rodriguez Orejuela gehören. Die beiden führenden Männer des „Kartells von Cali“, der Hauptkonkurrenz der Bosse von Medellin, gehören zu den zwölf kolumbianischen Drogenbaronen, deren Auslieferung die USA verlangen.

Die kolumbianische Justizministerin Monica de Greiff hat regierungsnahen Quellen zufolge unter dem Druck von Drohungen der Rauschgiftmafia letzte Woche ihren Rücktritt eingereicht. Präsident Virgilio Barco habe das Rücktrittsgesuch abgelehnt und die 32jährige Ministerin bewogen, auf ihrem Posten auszuharren, berichtet die kolumbianische Presse. Auch daß de Greiff ihre Reise in die USA in Begleitung ihres Ehemannes und ihres dreijährigen Sohnes angetreten hat, spricht dafür, daß sie entgegen allen Dementis bereits ihren Rücktritt eingereicht hatte. Von hohen Beamten des Justizministeriums in Bogota war zu erfahren, daß sie nicht mehr aus den USA zurückkommen werde. Die konservative Zeitung 'La Republica‘ berichtete, daß der Chef der Staatssicherheitspolizei, General Miguel Maza Marquez, für ihre Nachfolge vorgesehen sei.

In Washington traf sich die kolumbianische Justizministerin mit ihrem Amtskollegen Dick Thornburgh. Im Mittelpunkt der Gespräche stand die US-Hilfe für die Ausrüstung und Ausbildung der Armee und Polizei Kolumbiens sowie der Antrag der USA zur Auslieferung der kolumbianischen Drogenbosse. Noch in dieser Woche soll der erste von ihnen, Eduardo Martinez Romero, mutmaßlicher Finanzchef des „Kartells von Medellin“, der US-Justiz übergeben werden. Die Mafia hatte am Wochenende angekündigt, daß sie für jeden ausgelieferten Kolumbianer zehn Richter ermorden werde. Danach hatten 550 Richter ihre Arbeit zunächst niedergelegt, da sie von der Regierung nur ungenügend Schutz erhielten. Doch haben sie inzwischen die Arbeit wieder aufgenommen.

Peru, im Anbau von Coca-Pflanzen weltweit Spitzenreiter, hat inzwischen die Grenze zu Kolumbien, das in der Vermarktung des Kokains die Rangliste anführt, geschlossen. Den kolumbianischen Drogenhändlern soll damit offiziellen Angaben zufolge die Flucht nach Peru erschwert werden, wo sie möglicherweise bei der Guerilla Unterschlupf finden könnten, die ihrerseits mit peruanischen Rauschgiftbossen zusammenarbeitet. Doch die Grenze zwischen den beiden Ländern ist über tausend Kilometer lang und verläuft ausschließlich durch den Urwald. Keine Straße führt an die Grenze. Doch gibt es beidseits des Grenzflusses Hunderte geheimer Flugplätze.

thos